Flächeninanspruchnahme ist ein Thema, das viele Lebensbereiche betrifft und aufgrund der unterschiedlichen Interessen und Rahmenbedingungen politisch herausfordernd ist. Gegen die hohe Flächeninanspruchnahme braucht es sowohl (1) eine nachhaltige Bodenpolitik als auch (2) das bewusste Handeln von uns als Konsument:innen und als Teil der Zivilgesellschaft. 

Nachhaltige Bodenpolitik

Bodenpolitik umfasst staatliche und kommunale Maßnahmen, die den Wert, die Nutzung und die Verteilung des Bodens beeinflussen. Die Zuständigkeiten für die Raumplanung in Österreich sind auf Bund, Länder und Gemeinden aufgeteilt. Daher braucht man viele unterschiedliche Maßnahmen, um der Flächeninanspruchnahme konsequent entgegenzuwirken.

Was ist nachhaltige Raumentwicklung?

Nachhaltige Raumentwicklung bedeutet, dass die sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen, die an den Raum bzw. eine Landschaft gestellt werden, mit seinen ökologischen und kulturellen Funktionen in Einklang gebracht werden. Gleichzeitig wird durch unterschiedliche Instrumente (z. B. das Raumordnungsgesetz) sichergestellt, dass die Beeinträchtigung der Umwelt bzw. von Naturräumen ein vertretbares Maß nicht übersteigt. Eine ökologisch nachhaltige Raumplanung sorgt für den sparsamen und schonenden Umgang mit Flächen und Ressourcen und zeigt frühzeitig auf, wenn die Grenzen für ein nachhaltiges Wachstum überschritten werden. Gleichzeitig sorgt sie auch dafür, dass Flächen zur lokalen und regionalen Erzeugung von erneuerbaren Energien zur Verfügung stehen oder die klimaneutrale Mobilität vorangetrieben wird.

Um die Flächeninanspruchnahme zu reduzieren, müssen im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung einerseits Naturräume und hochwertige landwirtschaftliche Flächen geschützt werden und andererseits kompakte Siedlungen gebaut bzw. erhalten werden.

Durch ein strategisches Flächenmanagement, das eine Verankerung der Bodenfunktionen in den entsprechenden Gesetzen vorsieht, kann dies gelingen. Auch Vorrangflächen könnten z. B. für die landwirtschaftliche Produktion, für Hochwasserrückhaltung und als ökologisch wertvolle Gebiete definiert werden. (Bestimmte Flächen in Österreich sind schon lange als Lawinenschutzgebiete oder Naturschutzgebiete ausgewiesen.) Die Nutzung von Brachflächen und Leerständen sollte zukünftig Vorrang vor Neubauten auf Grünflächen haben. Durch kompakte Siedlungen könnten auch die Zersiedelung und die damit zusammenhängenden Probleme – wie z. B. mehr Verbauung durch Verkehrsinfrastruktur, zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen für abgelegene Siedlungen oder unbelebte Ortskerne – vermieden werden.

Zusätzlich müssen auch die Wissensgrundlagen und das Bewusstsein für das Thema auf allen Ebenen geschaffen werden. Nachhaltige Raumplanung gelingt vor allem dann, wenn Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen, also sektorenübergreifend, miteinander kommunizieren und gemeinsam nachhaltige Planungen erstellen, die die Bedürfnisse aller Bereiche berücksichtigen.

Was ist Raumordnung?

Die Aufgabe der Raumordnung ist die vorausschauende planmäßige Gestaltung zur bestmöglichen Nutzung des menschlichen Lebensraumes. Gesetzlich geregelt ist die Raumordnung (im engen Sinne) durch Raumordnungsgesetze auf Landesebene. Ein Instrument der Raumplanung ist die Flächenwidmungsplanung auf Ebene der Gemeinden. Neben der „Generalkompetenz“ der Raumordnung auf Landesebene („nominelle Raumordnung“), liegen wesentliche bodenrelevante Zuständigkeiten auf Bundesebene, wie z. B. das Forst-, Bergbau und Eisenbahnwesen („funktionale Raumordnung“).

Feste Siedlungsgrenzen oder ein aktiver Grünraumschutz sind wichtige Maßnahmen hin zu einer Ökologisierung der Raumordnung und einer nachhaltigen Bodenpolitik. Auch ein Anreizsystem, das einen flächeneffizienten Umgang unterstützt, verwaiste Ortskerne belebt sowie die Wiedernutzung von Leerstand und Brachflächen fördert, wäre sinnvoll.

Ideen, die zur Verringerung der Flächeninanspruchnahme beitragen können

  • Neubauten, die wenig Fläche in Anspruch nehmen: Schon die Auswahl des Bauplatzes oder der Bauform ist entscheidend dafür, inwieweit der geplante Neubau zur Bodenversiegelung oder zu höherem Verkehrsaufkommen beiträgt. Während ein Einfamilienhaus im Grünen, ohne gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr, sehr viel Boden und viele Ressourcen verbraucht, kann ein Mehrfamilienhaus mit gemeinsamen Grünflächen im Ortsinneren Boden und Ressourcen einsparen und den Ortskern beleben.
  • Nachverdichtung und Innenentwicklung: Wohnraum kann nicht nur durch Neubau, sondern auch dadurch geschaffen werden, dass bestehende Gebäude durch weitere Stockwerke aufgestockt werden (= Nachverdichtung). So können auch städtische Frei- und Grünflächen erhalten, geschützt, besser vernetzt und qualitativ weiterentwickelt werden. Als Innenentwicklung bezeichnet man die Bebauung mit Gebäuden im Inneren von bestehenden Siedlungen anstatt am Siedlungsrand. Im besten Fall führt das dazu, dass offene Flächen am Stadtrand geschont werden. Dies hat auch einen anderen positiven Effekt: Je höher die Siedlungsdichte, desto weniger Pkws sind notwendig. Denn wo kompakt gebaut wird, lässt sich ein öffentliches Verkehrsnetz leichter einrichten und Wege können eher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Roller zurückgelegt werden.
  • Belebte Ortskerne: Durch eine aktive Orts- und Stadtkernbelebung können die zentralen Bereiche des Zusammenlebens wieder in die Mitte gerückt und somit der Siedlungsdruck auf die Freiflächen verringert werden. Um Ortskerne wieder zu beleben, empfiehlt es sich z. B., Aktivitäten wie Festivals oder Veranstaltungen sowie Einkaufsmöglichkeiten zurück ins Zentrum zu bringen.
  • Bauland mobilisieren bzw. Baulandbefristung: Eine Möglichkeit, dem Baulandparadoxon entgegenzuwirken, wäre eine sogenannte Baulandbefristung. Wird neues Bauland ausgewiesen, so sollte eine zeitliche Befristung gesetzt werden, innerhalb derer das Bauland bebaut werden muss. Verstreicht diese Zeit, kommt es zum Ankauf der Gemeinde oder zu einer Rückwidmung. Ähnliche Vorgaben können durch ein vertragliches Übereinkommen zwischen Gemeinde und Eigentümer:in im Rahmen der sogenannten „Vertragsraumordnung“ festgelegt werden.
  • Energieerzeugung ohne Flächeninanspruchnahme: Statt wertvolle Ackerflächen zu verbauen, sollten Photovoltaikanlagen prioritär auf Dächern und Fassaden (auch von öffentlichen Einrichtungen), auf Infrastrukturanlagen wie Lärmschutzwänden, Parkplätzen, Deponien und ehemaligen Abbaugebieten angebracht werden. Wenn diese Potenziale ausgeschöpft sind und weiterer Bedarf nur noch durch Zugriff auf landwirtschaftliche Flächen gedeckt werden kann, sollte eine Doppelnutzung durch Agri-Photovoltaik angestrebt werden. Dabei werden Solaranlagen (teilweise mobil angebracht) zur Beschattung von Feldern eingesetzt, sodass gleichzeitig Energie erzeugt und die Fläche landwirtschaftlich genutzt werden kann.

Diese Ideen können beispielsweise anhand des Lehrplakats Wie viel Boden brauchen wir? mit Jugendlichen besprochen und bearbeitet werden.

Mehr dazu, was wir als Konsument:innen und als Teil der Zivilgesellschaft gegen die Flächeninanspruchnahme unternehmen können findet ihr hier.

Zum Weiterlesen

Die Zukunft unseres Bodens
(2) Was kann gegen die Flächeninanspruchnahme unternommen werden?
Wie wirken sich Megatrends auf unseren Boden aus?


Quellen

Forum Umweltbildung (2022): Die Zukunft unseres Bodens. Boden schützen und nachhaltig nützen. Wien: Eigenverlag.