Jede:r Einzelne kann sich auch zivilgesellschaftlich engagieren, um die Verwendung von Plastik einzudämmen oder eine Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. So kann man z. B. in (Schul-)Zeitungen oder in sozialen Medien über konkrete Beispiele der Plastikvermüllung und Lösungsmöglichkeiten berichten oder themenspezifische Petitionen unterschreiben bzw. selbst starten. Auch die Teilnahme an der EU-weiten Kampagne „Let’s Clean Up Europe“, die jährlich mit einem anderen Themenschwerpunkt stattfindet, ist möglich und unterstreicht die internationale Dimension von Problem und Lösungen.

Positive Beispiele vor den Vorhang zu holen – wie ein plastikfreies Schulfest oder Gemeindeevent oder Flurreinigungsaktionen – lädt andere zum Nachmachen ein. In Bildungseinrichtungen werden Getränke wie Säfte, Kaffee oder Tee häufig in Plastikeinweggebinden angeboten. Es gibt jedoch immer mehr Alternativen dazu. Zwei davon stellen wir exemplarisch vor.

Das Projekt „Wassertrinken in Schulen“ in Wien verbindet die gesundheitlich positiven Aspekte von Leitungswasser mit dem Aspekt der Müllvermeidung. Die Schüler:innen erhalten kostenlos eigene Wasserflaschen. Trinkrituale und pädagogische Maßnahmen erinnern daran, ausreichend zu trinken. Lehrer:innen sowie Eltern erhalten Materialien und Tipps. Die Schulen werden so zu „Wasserschulen“. Mittlerweile gehören dazu mehr als 75 % der Wiener Volksschulen und auch immer mehr Mittelschulen.

Die studentische Initiative „1..2..3.. Tasse dabei?“ an der FH Vorarlberg widmet sich der Vermeidung von Coffee-to-go-Bechern. An dieser Fachhochschule werden jährlich etwa 100 000 Einweg-Kaffeebecher verbraucht. Im Rahmen eines Seminars entwickelten und testeten die Studierenden 2018 – mit finanzieller Unterstützung der FH und mithilfe der Mensa und des Betreibers des Kaffeeautomaten – ein Mehrwegbechersystem aus Polypropylen. 100 Becher wurden mit dem Logo der FH versehen und günstig an Studierende verkauft, sind seither im Einsatz und reduzieren den Verbrauch an Einwegbechern erheblich. Die Studierenden hoffen auf Nachahmer:innen.

ÖKOLOG-Schulen, Umweltzeichen-Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen mit Umweltzeichen behandeln das Thema Abfallvermeidung und Abfallreduktion (inklusive Plastik) als Teil ihres umfangreichen gesamtinstitutionellen Ansatzes.

In den Online-Materialien zeigen wir Beispiele von jungen Menschen weltweit, die sich für die Lösung des Plastikproblems engagieren. Der Niederländer Boyan Slat initiierte z. B. das Projekt „The Ocean Cleanup“, in dem Müll aus dem Great Pacific Garbage Patch sowie aus großen Flüssen aufgesammelt wird. Auf Bali machten sich die Schwestern Isabel und Melati Wijsen gegen Einwegplastik stark und bewirkten sogar eine landesweite Gesetzesänderung. Die Türkin Elif Bilgin erfand Biokunststoff aus Bananenschalen. Weitere digitale Materialien sind auf dieser Seite zu finden.

Neben diesen Einzelinitiativen ist es auch wichtig, große internationale Konzerne auf ihre Verantwortung aufmerksam zu machen. Die im Jahr 2016 gegründete Bewegung „Break Free From Plastic” ist ein zivilgesellschaftliches Bündnis von über 2000 Organisationen und Tausenden Unterstützer:innen auf sechs Kontinenten. Es strebt einen grundlegenden Wandel in drei Schritten an: 1) die Bekämpfung der Umweltverschmutzung von der Produktion bis zur Entsorgung, 2) die Verringerung der Produktion von Kunststoffen, 3) langfristige Lösungen für ein Leben ohne Plastik. Dafür betreibt es u. a. sogenannte „Brand Audits“. Mitglieder sammeln Plastikmüll in einem bestimmten Zeitraum und sortieren ihn nach Unternehmensmarken. 2018 wurden so weltweit 187 851 Stück Plastikmüll eingesammelt. Die fünf größten Plastikverschmutzer waren Coca-Cola, PepsiCo, Nestlé, Danone und Mondelez International. Dass Konzerne angeprangert und ihre Marken mit Müll in Verbindung gebracht wurden, drängte bereits einige Produzent:innen von Konsumgütern in die Defensive. Es wird jedoch noch weiteren Druck von Zivilgesellschaft, Politik und Konsument:innen brauchen, um die Konzerne zu einer massiven Drosselung der Plastikproduktion zu bewegen und Zero-Waste-Strategien zu etablieren.

Konsument:innen, Zivilgesellschaft, Bildungseinrichtungen, Politik und Wirtschaft können gemeinsam gegen die Verschmutzung mit Plastik aktiv werden und zur Kreislaufwirtschaft beitragen. Bildungsarbeit kann über diesen Wandel informieren und reflektieren und ihn unterstützen, egal ob in der Schule, in außerschulischen Bildungseinrichtungen oder in der Erwachsenenbildung.

Zum Weiterlesen

Forum Umweltbildung (2021): Plastik im Kreis gedacht.
ÖKOLOG – Österreichs größtes Netzwerk für Schule und Umwelt
Österreichisches Umweltzeichen


Quellen

Plastikatlas (2019). Ein Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung sowie Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). In: https://www.boell.de/sites/default/files/2019-11/Plastikatlas_2019_3._Auflage.pdf, S. 44–45.

Stadt Wien – Wiener Wasser (o. J.). Projekt „Wassertrinken in Schulen“. In: www.wien.gv.at/wienwasser/bildung/wassertrinken, Stand: 30.06.2021.

https://www.fhv.at/nc/datensaetze/news-und-veranstaltungskategorien/aktuelles/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=599, Stand: 30.06.2021.