Unter Flächeninanspruchnahme versteht man insbesondere die Inanspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für andere intensive Nutzungsformen wie z. B. Kraftwerksanlagen, Deponien, Abbauflächen, Freizeit- und Erholungszwecke. In Österreich wurden im Jahr 2020 11,5 Hektar Boden täglich in Anspruch genommen – das entspricht einer Fläche in der Größe von Eisenstadt in einem Jahr. 

Das Bevölkerungswachstum, der anhaltende Wohlstand, die zunehmende Mobilität und wirtschaftliche Aktivitäten sind wesentliche Treiber der hohen Flächeninanspruchnahme. Dazu kommen Versäumnisse der letzten Jahrzehnte in der Raumplanung, die sich bis in die Zukunft auswirken. Zu Beginn des Jahres 2022 lebten in Österreich rund neun Millionen Menschen. Das bedeutet einen Anstieg um rund 0,5 % gegenüber dem Vorjahr. Allerdings gibt es hier regional starke Unterschiede. In Städten wird häufig nach Wohnraum gesucht, während in ländlich-peripheren Regionen mit einer hohen Abwanderungsrate viele Leerstände entstehen. In diesen Regionen steigt die Flächeninanspruchnahme pro Kopf allein aufgrund der abnehmenden Bevölkerung.

Doch das Bevölkerungswachstum allein erklärt die hohe Flächeninanspruchnahme nicht ausreichend. Laut WWF ist in Österreich in diesem Jahrtausend die Flächeninanspruchnahme etwa dreimal so stark gewachsen wie die Bevölkerung. Vergleicht man die Daten der Jahre 2001 bis 2020, so sieht man, dass die Bevölkerung in diesem Zeitraum um 10,9 % anwuchs, die Flächeninanspruchnahme im selben Zeitraum jedoch um 27,9 %.

Auch der Wohlstand in Kombination mit ineffizientem Umgang mit Grund und Boden ist in Österreich in den letzten Jahren zum Problem für den Boden geworden. Einkaufszentren mit Riesenparkplätzen, Einfamilienhaussiedlungen weit weg vom Ortskern, Singlewohnungen und zunehmende Wohnungsgrößen oder flächenintensive Chaletdörfer in sensiblen Bergregionen zeigen anschaulich, dass auch in den letzten Jahren mitunter verschwenderisch mit der Ressource Boden umgegangen wurde.

Das Bewusstsein über den Zuwachs der Flächeninanspruchnahme und die Information über die Hintergründe des Problems sind noch nicht vollständig in der Bevölkerung und im politischen Denken und Handeln angekommen. Das Lehrplakat Wie viel Boden brauchen wir? soll dazu beitragen, dass sich das ändert und Reflexion zum quantitativen Bodenschutz ermöglichen.

Zum Weiterlesen

Die Zukunft unseres Bodens
Flächeninanspruchnahme: Von der Siedlung zur Zersiedelung
Das Dilemma der Flächenwidmung
Bodenverbrauch und Bodenversiegelung in Österreich
WWF: Bodenverbrauch in Österreich


Quellen

Forum Umweltbildung (2022): Die Zukunft unseres Bodens. Boden schützen und nachhaltig nützen. Wien: Eigenverlag.