„Bodenverbrauch“ (fachlich richtig: Flächeninanspruchnahme) und Bodenversiegelung gehören zu den großen umweltpolitischen Herausforderungen Europas.

Was ist Bodenverbrauch?

Die Begriffe „Bodenverbrauch“, „Flächenverbrauch“ oder „Flächenfraß“ werden häufig synonym verwendet. Darunter versteht man insbesondere die Inanspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für andere intensive Nutzungsformen wie z. B. Kraftwerksanlagen, Deponien, Abbauflächen, Freizeit- und Erholungszwecke. Da Fläche im eigentlichen Sinn nicht „verbraucht“ werden kann, sondern lediglich ihre Nutzung geändert wird (z. B. von Grünland in Siedlung oder Parkplatz), wird in der Fachsprache meist der Begriff Flächeninanspruchnahme benutzt.

Laut Berechnungen des Umweltbundesamtes wurden in Österreich im Jahr 2020 11,5 Hektar Boden pro Tag in Anspruch genommen, das sind 42 km2 pro Jahr. Dies entspricht dem Verlust einer Fläche in der Größe von Eisenstadt in einem Jahr oder der Fläche von Wien innerhalb von zehn Jahren. Die Flächeninanspruchnahme ist zwar rückläufig, aber in absoluten Zahlen trotzdem sehr hoch. Durch veränderte Flächeninanspruchnahme verschwinden in Österreich nicht nur wertvolle landwirtschaftliche Flächen, sondern auch der Lebensraum von vielen Organismen dauerhaft. Bis zum Jahr 2020 wurden in Österreich insgesamt 5.768 km² (also 7 % der gesamten Landesfläche und 18 % des Dauersiedlungsraums) an Böden umgenutzt.

Was ist Bodenversiegelung?

Bodenversiegelung bedeutet, dass der Boden durch Beton, Asphalt oder andere Materialien luft- und wasserdicht abgedeckt wird. Dadurch kann Regenwasser nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen versickern. Auch der Gasaustausch des Bodens mit der Atmosphäre sowie das Versickerungsvermögen werden unterbunden, und die Filterwirkung für Schadstoffe wird eingeschränkt. Der Lebensraum für Pflanzen geht verloren und der für Bodenlebewesen wird deutlich eingeschränkt. Die Funktion des Bodens ist auf seine Trägerfunktion reduziert worden. Bodenversiegelung ist ein Aspekt von Flächeninanspruchnahme, wird jedoch fälschlicherweise manchmal damit gleichgesetzt.

Laut Berechnungen des Umweltbundesamtes sind ca. 42 % der in Anspruch genommenen Flächen in Österreich versiegelt. Straßen, Stellplätze, Wege, Trassen und Gewerbeflächen, die mit Beton, Asphalt oder Pflasterbelägen bebaut werden, sowie alle Arten von Gebäuden tragen zur Versiegelung bei. Auch unterirdische Versiegelungen wie Tunnelbauten für Straßen oder U-Bahnen, tiefe Keller, Tiefgaragen oder Schächte für Rohre führen dazu, dass die natürlichen Bodenfunktionen verloren gehen und weniger Regenwasser versickern kann.

Insbesondere im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen bei der Versorgung mit agrarischen Rohstoffen, die u. a. durch die Klimakrise verstärkt werden, ist es notwendig, Flächeninanspruchnahme sowie Versiegelung zu verringern. Aktiver Bodenschutz ist ein wesentlicher Beitrag zur Ernährungssicherheit und zum Erhalt der Biodiversität und ermöglicht darüber hinaus eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft. Bodenschutz wirkt auch der Klimakrise und ihren Folgen entgegen.

Zum Weiterlesen

Die Zukunft unseres Bodens
Was ist Boden und warum ist er schützenswert?
Was führt zur hohen Flächeninanspruchnahme in Österreich?
ÖROK: Flächeninanspruchnahme
Umweltbundesamt Deutschland: Bodenversiegelung


Quellen

Forum Umweltbildung (2022): Die Zukunft unseres Bodens. Boden schützen und nachhaltig nützen. Wien: Eigenverlag.