Online-Gruppenfoto Organisationsteam
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Hochschule neu denken: mutig, kreativ, praxistauglich!

Digitales Lernen ist eintönig, spricht nur wenige Sinne an und bringt die Menschen nicht wirklich zusammen? Mit einer vom psychosozialen Pflegedienst Tirol liebevoll und umweltfreundlich konfektionierten Konferenzmappe gefüllt mit dem Konferenzprogramm, Bewegungstipps Kräutertee, Energiekeksen und Walnüssen als Auftakt zur 2. Future Lecture 2020 beweist das Team der PH Tirol das komplette Gegenteil. Die Teilnehmer*innen starten mit großer Dankbarkeit und positiver Stimmung in die Veranstaltung, die dem Thema „Hochschule neu denken: mutig, kreativ, praxistauglich!“ gewidmet ist.

Rund hundert Studierende, Lehrende, Expert*innen, Vertreter*innen des Rektorats und Schüler*innen erarbeiten am 25. November einen Nachmittag lang Möglichkeiten, die Pädagogische Hochschule Tirol nachhaltiger zu gestalten. In ihrem neuen Leitbild orientiert sich die PH Tirol an Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Nachhaltigkeit geht dabei weit über Mülltrennung, Stromsparen oder Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel hinaus, sondern betrifft die Integration von Bildung für nachhaltige Entwicklung in die Lehre, das Schaffen einer förderlichen Atmosphäre des Miteinanders im Haus sowie umwelt- und sozialfreundliche Management- und Verwaltungsprozesse. In einem Prozess, den Studierende, Lehrende und Verwaltung gemeinsam gestalten, soll eine ganzheitliche Transformation der Bildungsinstitution erfolgen, die über die Praxisschulen und weitere Aktivitäten auch nach außen wirkt. Die 17 Nachhaltigkeitsziele liefern dafür einen wichtigen Orientierungsrahmen.

Screenshot Helga Mayr
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Screenshot der Online-Veranstaltung
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Überraschungspaket
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Screenshot Keynote
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Screenshot Video zu den Future Lectures von Dennis Meadows
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Überraschungspaket
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Screenshot Anna Streissler
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Nach der Begrüßung durch das Organisationsteam und das Forum Umweltbildung hält Kai Niebert, Universität Zürich, eine Keynote zu „Herausforderung Nachhaltigkeit. Hochschulbildung für das 21. Jahrhundert“. Niebert ist Nachhaltigkeitsforscher, Fachdidaktiker für Naturwissenschaften, Präsident des Deutschen Naturschutzringes und auf EU-Ebene aktiv. In seiner Keynote behandelt er auf Grund seiner politischen Erfahrungen, was politisch notwendig ist und auf Grund seiner bildungswissenschaftlichen Tätigkeit, welche Bildungszugänge vielversprechend sind. Anders als der Namensgeber der Future Lectures, Dennis Meadows, ist er der Meinung, dass nicht die Überbevölkerung der Erde das Problem sei, sondern unser aller Umgang mit den endlichen Ressourcen. Selbst unter großem Druck schafften wir jedoch auf der individuellen Ebene nur eine Verringerung unseres CO2-Fußabdruckes von 30%, der Rest liege im System. Deshalb hebt er die Notwendigkeit politischer Lösungen hervor. Politisches Denken müsse von Bildungsinstitutionen gefördert und die politische Beteiligung in der Bevölkerung erheblich erhöht werden, um rasch eine politische Wende hinzukriegen, in der solche budgetären Rahmenbedingungen radikal verändert würden. Niebert fordert die Integration von Studierfähigkeit und Gesellschaftsreife in die Ausbildung von Pädagog*innen und endete mit einem Plädoyer für eine starke Nachhaltigkeit, ein Konzept, in der die Wirtschaft eingebettet in das soziale System und dieses wiederum eingebettet in das ökologische System gesehen werde. Diese Auffassung verhindere, dass Soziales und Umwelt an den Rand gedrängt werden, wenn es „wirtschaftlich brenzlig“ wird, wie in der Corona-Krise.

In Ideenwerkstätten machen sich die Teilnehmer*innen im Anschluss Gedanken zu folgenden acht Fragen: Wie können wir die PH mutig, kreativ und praxistauglich mitgestalten:

  1. Damit wir alle zu Change Agents werden?
  2. Um Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung und Infrastruktur vorzuleben und umzusetzen?
  3. Damit sie ihren Beitrag zum (globalen) Gemeinwohl leistet?
  4. Damit Studierende sich als selbstwirksam erleben?
  5. Damit die PH Impulsgeber für Transformation ist?
  6. Damit echte Partizipation möglich ist?
  7. Damit Kinder sich in der Entwicklung der Hochschule einbringen können?
  8. Damit Wissenschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird?

Dafür geben Expert*innen Inputs und erarbeiten mit den Teilnehmer*innen konkrete Vorschläge, die am Schluss im Plenum präsentiert werden. Folgende Expert*innen gestalten die Ideen-Werkstätten: Lara Lütke-Spatz (Netzwerk HochN – Nachhaltigkeit an Hochschulen & LMU München), Wolfgang Streicher (Vizerektor für Infrastruktur der Universität Innsbruck), Johannes Panhofer (Gemeinwohl-Ökonomie Tirol & Universität Innsbruck), Franziska Allerberger (forum n & INUI Initiative Nachhaltige Universität Innsbruck), Elisa Steiner (ÖGK, Servicestelle Gesunde Schule Tirol), Schüler*innen der Praxis-Volksschule und Studierende des Schwerpunkts Sachunterricht, Hans Stötter (Universität Innsbruck, Scientists for Future). Mut und Verantwortung ziehen sich als Schlüsselbegriffe durch viele Ideen-Werkstätten. Besonders bewegend sind die Vorschläge einer Gruppe von Volksschulkindern zur Umgestaltung des Schulhofes. Angeleitet von ihrem Klassenlehrer, machen sie sich Gedanken zu umweltfreundlichem, langlebigem und wirtschaftlich günstigem Spielmaterial und formulieren fünf konkrete Ideen vom Kletterparcours aus Holz über Trampolin, Baumhaus, große Rasenflächen bis zu Hochbeeten. Der Rektor der PH Tirol, Thomas Schöpf, äußert sich in seinem Schlussstatement begeistert und lädt die Schüler*innen ganz im Sinn von Partizipation in die nächste Rektoratssitzung ein, um gemeinsam mit ihnen die Umgestaltung des Schulhofes zu konkretisieren.

Die Ergebnisse aller Ideen-Werkstätten werden in dem künstlerisch gestalteten „Futurium“ zusammengefasst, das im Frühjahr als Installation im neuen Gebäude der PH Tirol zu sehen sein wird und das in sich den Prozess der Nachhaltigkeit verdeutlicht. Gestaltet aus verwerteten Buchseiten, soll es nämlich im Laufe der Zeit weiterwachsen können.

Beitrag zu den Future Lectures auf der Website der PH Tirol.


Mehr zu den Future Lectures