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We won´t be silent! Nachhaltig lernen – partizipieren – leben

Den Auftakt zur Future-Lecture-Serie 2020 macht am Freitag, 6. November 2020 die Pädagogische Hochschule Wien mit „We won´t be silent! Nachhaltig lernen – partizipieren – leben“. Insgesamt ist es die 25. Future Lecture und doch gibt es gleich zwei Premieren: zum ersten Mal findet die Veranstaltung gänzlich online statt und zum ersten Mal wird sie zweisprachig (Deutsch und Englisch) gehalten und simultan gedolmetscht. Außerdem neu: die Premiere eines in der Future Lecture Projektwerkstatt in Salzburg gedrehten Kurzvideos der drei Future-Lecture_Teams 2020, in dem der rote Faden zwischen den Lectures sichtbar wird und die zwei anderen Hochschulen aktiv ins Geschehen reingeholt werden.

In ihrer Eröffnung weist Rektorin Ruth Petz auf die Möglichkeit hin, dass Studierende mit den Ergebnissen der Future Lecture zur stärkeren Thematisierung von Nachhaltigkeit an der Pädagogischen Hochschule beitragen und so ihre Hochschule aktiv mitgestalten könnten. Nach einführenden Worten von Anna Streissler (Forum Umweltbildung) und der Videobotschaft von Schirmherr Dennis Meadows widmet sich die Future Lecture drei Themenbereichen: den Beiträgen von Umweltaktivismus zu den Lehrplänen der Pflichtschulen mit Expert*innen von Klimavolksbegehren und Fridays for Future, dem praktischen Erlernen und Erleben von Nachhaltigem Produktdesign mit einer Expertin von EOOS NEXT Design Studio sowie fachdidaktischer Forschung zu Umwelt und Nachhaltigkeit, v.a. vom AECC Biologie der Universität Wien. Als Expert*innen eingeladen sind u.a. Anna Großmann (Fridays für Future und Teachers for Future), Elena Zimmermann (Fridays für Future), Lisa de Pasqualin (Klimavolksbegehren), Marcus Lebesmühlbacher (Klimavolksbegehren), Lotte Kristoferitsch (EOOS NEXT Design Studio), Veronika Winter (AECC Biologie, Universität Wien) und Petra Bezeljak (AECC Biologie, Universität Wien). Unterstützt wird diese Veranstaltung vor Ort wesentlich durch die Hochschulvertretung der PH Wien.

Auszüge aus den angeregten Diskussionen

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sei es schwierig, überhaupt Aufmerksamkeit für Umwelt und Nachhaltigkeit an Schulen zu wecken. Um Empowerment zu fördern, tragen Initiativen wie der Klimaclub dazu bei, umwelt- und klimafreundliche Veränderungen an Schulen gemeinsam zu gestalten und mitzubestimmen. Auf universitärer Ebene wird die Klimakrise im Wintersemester 2020/21 an vielen österreichischen Hochschulen in Lehrveranstaltungen verschiedenster Disziplinen unter dem Motto „Open your course for climate crisis“ thematisiert. Im Lehramtsstudium Biologie hingegen müsse verpflichtende Klimabildung erst institutionell verankert werden. Neben dieser fachlichen Expertise brauche es eine interdisziplinäre Herangehensweise in der Lehrer*innenbildung, in der u.a. auch die Rolle der Social Media kritisch beleuchtet wird. Die Expert*innen der verschiedenen Initiativen waren sich einig: Um möglichst viele Menschen jeden Alters für das Thema zu sensibilisieren, müsse nicht nur Wissen vermittelt werden, sondern emotionale Betroffenheit erzeugt werden sowie klare Handlungsmöglichkeiten im Alltag aufgezeigt. Gerade in der Schule müsse dies mit den Kindern nicht nur abstrakt besprochen sondern aktiv eingeübt werden (z. B. Kleider-und Spielzeugtausch zur Ressourcenschonung). 

Umweltfreundliches Verhalten sei in verschiedenen sozialen Schichten unterschiedlich ausgeprägt. Auch Klimaschutzverlierer müssten ernst genommen werden, wenn damit z. B. Ängste um Arbeitsplätze verbunden wären. Es wäre aber zu kurz gegriffen zu glauben, dass höhere Bildung und höhere Einkommen die Umweltauswirkungen automatisch günstig beeinflussten. Denn Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien verhielten sich vielleicht weniger klimafreundlich, aber sie hätten unterm Strich auch einen geringeren CO2-Fußabdruck, weil sie sich bestimmte ressourcenintensive Produkte oder Dienstleistungen nicht leisten könnten. In diesem Zusammenhang wurde auch „Consumer Shaming“ als kontraproduktiv diskutiert. Am Rand wurden auch notwendige politische Rahmenbedingungen und Steuerungsmechanismen wie Fördertöpfe für Bioessen, E-Mobilität und Reparaturschecks thematisiert. Die großen Hebel seien nämlich nicht von Einzelpersonen umsetzbar, dafür brauche es Politik. Und diese sei wiederum nur durch gesellschaftliche Teilhabe und politische Mitbestimmung mitzugestalten.

In vier Workshops werden im Hauptteil dieser Future Lecture Antworten auf folgende zwei Fragen gesucht: Wie kann nachhaltig lernen – partizipieren – leben gelingen? Was braucht es dafür in der Lehrer*innenbildung? Die Ergebnisse werden in einem Padlet schriftlich festgehalten, sollen an der PH Wien weiterbearbeitet werden und in den nächsten Jahren zur stärkeren Institutionalisierung von Klima- und Umweltschutz sowie Partizipation in der Aus-, Fort- und Weiterbildung führen. U.a. wird die Idee einer „Begegnungszone“, eines z. B. monatlich stattfindenden Raumes für Austausch von engagierten Studierenden, Lehrenden und Forschenden zu Nachhaltigkeit, geboren.

Trotz digitaler Distanz finden intensive, von Wertschätzung getragene Diskussionen statt, bei denen sich Studierende mit ihren Anliegen ebenso einbringen können wie Expert*innen. Dies ist der guten Vorbereitung des Teams aus Studierenden und Lehrenden, der visuellen Unterstützung mit Padlet und der konstruktiven Arbeitsatmosphäre geschuldet. Die beiden gestellten Fragen können in den vier Stunden klarer Weise nicht endgültig beantwortet werden. Sie sind aber dazu angetan, Bildung für nachhaltige Entwicklung an der PH Wien in den in der UNESCO-Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ skizzierten vier Feldern Lerninhalte, Pädagogik und Lernumgebungen, Lernergebnisse und gesellschaftliche Transformation wesentlich zu stärken und zu vertiefen. Die 25. Future Lecture liefern dafür wesentliche Impulse.


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