Nachlese
Nach 2020 feiert die 17. BNE-Sommerakademie wieder eine Premiere. Das erste Mal findet die Veranstaltung sowohl offline, im wunderschönen Schloss Seggau in der Südsteiermark, als auch online statt. Eine große Herausforderung für das ganze Team, die sich jedoch voll lohnt.
Wie schaut Bildung in der Welt von 2047 aus?
Welche Rolle hat Bildung 2047 und wie schaffen wir es, mit Bildung die Gesellschaft so zu ändern, dass ein gutes Leben für alle im Rahmen der ökologischen Grenzen unseres Planeten möglich ist? Welches Wissen ist nötig? Wie gestalten sich die (Macht-)Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden dann? Wie wird gemeinsam ein Klima geschaffen, das zum nachhaltigen Handeln motiviert? Und welche Artefakte oder Requisiten braucht diese Bildung der Zukunft? Das Künstlerkollektiv Time’s Up entführt uns nach Turnton, in eine fiktive Hafenstadt im Jahr 2047, in der die Umwelt Großteils zerstört ist, die Zivilgesellschaft jedoch erstarkt und die Menschen auf vielfältige Weise kooperieren und konstruktiv mit dieser Situation umgehen. Gereist wird mit Sonnenfähren oder Luftschiffen, geschlafen wird in Kojenhotels. In der Hafenkneipe werden neben Drinks aktuelle Informationen zum Grad der Algenverseuchung geboten. Die Teilnehmer*innen der Sommerakademie bereichern dieses Szenario um Bildungsartefakte und -angebote, vom Seefrauenknoten, Laugh Seeds, Talentetausch oder einem portablen Ermächtigungsgarten.
Kreativ und praktisch
Kreativ wird in die nächsten beiden Tage gestartet, mit einer Zukunftswerkstatt, einem Workshop zu Partizipation und einem über die Sustainable Development Goals. Hier wird konkret erfahrbar, wie das „Groß-denken“, das Motto der heurigen Sommerakademie, sich in verschiedenen Bildungsbereichen auswirkt und wie gemeinsam größere Wirkungen erzielt werden können. Ein Nachtparcours im weitläufigen Gelände des Seminarhotels lässt die Teilnehmer*innen noch weiter alle Sinne schärfen für ein Leben 2047.
Zukunftsoptimismus durch Megatrends
Am dritten und letzten Tag zeigt Tristan Horx, ein Millenial vom Zukunftsinstitut Horx, mit seinem Beitrag „Anleitung zum Zukunftsoptimismus“ Megatrends nach Corona auf. Unter Megatrends werden Trends verstanden, die sich mehr als 25 Jahre und überall auf der Welt manifestieren und Produkte, Markt, Gesellschaft, Ökonomie, Technologie, Zivilisation und Natur betreffen. Meist sind diese Trends Synthesen von gegenläufigen Trends, wie Veganismus und einem neuen Hype um Fleisch. Der Megatrend lautet Flexitarismus, wo viel Veganes und Vegetarisches gegessen wird, aber auch Fleisch, aber dieses in hoher Qualität. Viele der 12 identifizierten Megatrends haben Auswirkungen auf Lernen und Arbeiten, z.B. Wissenskultur, New Work, Silver Society, Gender Shift, Neo-Ökologie, Konnektivität und Globalisierung. Immer weniger sind beispielsweise soziodemographische Faktoren im Leben eines Menschen ausschlaggebend, sondern jeder erlebt eine Multi-Biographie mit vielen Krisen und Transformationen. Familien- und Erwerbsarbeit wird heute anders gelebt als in der Generation der Eltern und Großeltern. Werte definieren uns, nicht das biologische Alter. Es gibt keine in sich konsistenten Generationen mehr, die durch epochale Ereignisse wie Krieg und Nachkriegszeit geprägt wurden. Neo-Ökologie bezeichnet das Verabschieden der „grünen“ Ökologie mit Schlagworten wie Verzicht, Mangel und Angst und das Einläuten der „blauen“ Ökologie mit Mut, Verbindung und Kraft. Besonders jüngere Menschen und viele Frauen setzen auf diesen Trend. Daneben spielt der Trend Digitalisierung eine große Rolle. Für Schule und Bildung bedeutet das alles: wenn die Maschinen immer besser werden, müssen die Menschen sozialer werden und daher wird der Fokus auf soziale Kompetenzen, Achtsamkeit und Konzentration sowie digitale Bildung gesetzt. Abgerundet wird diese Sommerakademie wieder mit einer Premiere: einer in minimaler Zeit erstellter Videobotschaft der Teilnehmerinnen mit Schlussfolgerungen aus unterschiedlichen Arbeitsgruppen. Die Zukunft kann kommen, wir sind gerüstet und bemühen uns auch im Schul- und Arbeitsalltag nach dieser Sommerakademie, immer wieder groß zu denken.
Online BNE-Sommerakademie
Zeitgleich mit der BNE-Sommerakademie offline, wurde zum zweiten Mal die erfolgreiche Umsetzung der Online Veranstaltung durchgeführt. Auch bei dieser Veranstaltung wurden die Teilnehmer:innen dazu eingeladen einen Blick auf die Zukunft der Bildung zu werfen. Eine Gedankenreise entführte in das Jahr 2047 und eröffnete Möglichkeitsräume die eigenen Gedanken zur zukünftigen Bildung zu formulieren. Praktische Ideen für die eigene Bildungsarbeit gaben vielfältigen Workshops. Spielerisch, forschende Ansätzen zu Mobilität und Technologie, absehbare, dankbare und wünschbare Zukunftsentwürfe sowie virtuellen Räumen in der Umweltbildung zeigten vielfältige Zugänge in der Bildungsarbeit. Weitere Workshops zu Wirtschaftswandel, den Zusammenhängen zwischen Energie, Klima und Flucht und der eigenen Rolle vom Lehrer zum Coach, haben auch online erfahrbar gemacht, wie sich das „Groß-denken“ in verschiedenen Bildungsbereichen auswirkt und wie gemeinsam größere Wirkungen erzielt werden können. Der Zeitreisepass für das Jahr 2047 begleitete die Teilnehmer:innen während der gesamten Sommerakademie und lässt sie gut gerüstet mit ihren Erkenntnissen und Handlungsoptionen für die eigenen Bildungsarbeit in den Schul- und Arbeitsalltag zurückkehren.