Häufig sind Gefühle Auslöser für Konflikte und sie haben auch viel damit zu tun, wie wir mit Konflikten umgehen – ob in der Schule oder in unserem Alltag: Leider gelingt es uns oft nicht, unsere Gefühle anzusprechen oder die Zeichen wahrzunehmen, die sich ankündigen, bevor wir z.B. emotional „explodieren“. In dieser Übung werden zunächst die sieben Grundemotionen von Ekman als Basis für eine selbst gestaltete Fotogalerie der Gefühlmonster herangezogen. In der Folge wird erarbeitet, was die Lernenden wütend, traurig oder glücklich macht, welche Anzeichen von ihnen oder anderen wahrgenommen werden können und welches Verhalten ihnen hilft, wenn sie traurig oder wütend sind.
Die Lehrperson zeigt den Lernenden die Bilder mit den sieben Basisemotionen (Freude, Trauer, Wut, Angst, Ekel, Überraschung, Verachtung) und weist auf die typischen Kennzeichen hin, die dazu führen, dass diese Grundgefühle weltweit von allen Menschen erkannt werden.
Danach erhalten alle Lernenden einen Zettel mit einem darauf notierten Gefühl. Die Lernenden mit „demselben Gefühl“ finden sich in Kleingruppen zusammen und versuchen nun dieses Gefühl pantomimisch darzustellen. Übertreibungen sind durchaus erwünscht! Die Lernenden geben einander Rückmeldung, ob der aufgesetzte Gesichtsausdruck tatsächlich alle typischen Merkmale berücksichtigt. Sobald dies der Fall ist, fotografiert die Lehrperson die Gesichter der Schüler:innen. Die ausgedruckten Fotos werden in der Klasse aufgehängt und mit den Namen des jeweiligen Gefühls betitelt.
Im nächsten Schritt teilt die Lehrperson die Arbeitsblätter „Gefühlsmonster im Klassenzimmer“ aus. Um zu ermöglichen, dass alle Schüler:innen genügend Zeit und den Raum haben, sich ehrlich mit den Fragen auseinanderzusetzen, beantworten alle die Fragen (mit Hinblick auf das schulische Umfeld – Klassenkolleg:innen, Lehrer:innen, Schule allgemein) zunächst für sich.
Nach etwa 10 bis 15 Minuten, tauschen sich die Lernenden mit ihren Sitznachbar:innen über die Fragen eins bis acht aus. Anschließend bilden die Lernenden einen Sesselkreis. Die Lernenden werden ermutigt, aber nicht gezwungen, ihre Antworten im Plenum zu teilen. Die Lehrperson, idealerweise unterstützt durch eine zweite Person, schreibt die Antworten auf Moderationskärtchen, clustert sie thematisch und ergänzt z.B. für die Klasse typische Verhaltensweisen, die niemand angesprochen hat. Im Plenum wird auch auf die verbleibenden Fragen neun bis elf eingegangen.
Ein wesentliches Ziel dieser Übung ist, dass die Lernenden erkennen, dass Trauer/Enttäuschung oder Wut nicht per se „schlecht“ sind. Vielmehr gilt es, die richtige Ausdrucksform zu finden. Im Plenum sammelt die Lehrperson Ideen, wie dies gelingen könnte, auf einem neuen Flipchart-Papier. Wichtige Punkte, die von den Lernenden nicht genannt werden und allgemeine Kommunikationstipps (siehe M16 „Umgang mit Konflikten“) werden von der Lehrperson ergänzt und ebenfalls festgehalten.
Die Einheit wird mit einer gemeinsamen Abschlussrunde beendet. Die Lehrperson fragt die Lernenden, ob sie etwas Neues über sich erfahren haben. Gab es etwas, das sie überrascht oder schockiert hat? Was hat Spaß gemacht, was weniger? Gibt es etwas, das sie an sich ändern wollen?
In dieser Folgeübung werden Spielregeln für den Umgang mit starken Gefühlen entworfen. Dafür liest die Lehrperson die geclusterten Antworten zu „Wenn ich traurig/wütend bin dann…“ vor. Gemeinsam überlegen alle, welche Verhaltensweisen angebracht sind oder jemanden verletzen bzw. etwas beschädigen können. Moderationskarten mit unangebrachten Verhaltensweisen werden entfernt (z.B. jemanden schlagen). In anderen Fällen können die Antworten leicht abgeändert werden (z.B. weiche und ungefährliche [= die Ergänzung] Gegenstände auf den Boden werfen). Darüber hinaus werden neue alternative Handlungsmöglichkeiten erarbeitet. Um sich über alternative Handlungsmöglichkeiten bewusst zu werden, kann es hilfreich sein, zusätzlich das Plakat mit den Ideen zur besseren Kommunikation anzusehen (siehe Hintergrundinformation „Umgang mit Konflikten“).
Anschließend schreibt die Lehrperson die Liste mit allen Regeln und Tipps auf das Plakat mit dem Titel „Spielregeln für den Umgang mit starken Gefühlen“ und klärt, ob wirklich alle Regeln von allen verstanden wurden. Danach kann das Plakat von den Lernenden noch gemeinsam bunt gestaltet werden.
Nach einer kurzen Reflexionsrunde, in der erfragt wird, wie es den Lernenden bei der Übung ergangen ist, sollen die Lernenden ermutigt werden, darüber nachzudenken, wie sie künftig selbst zu einem besseren Klassenklima beitragen können. Dafür ziehen die Lernenden auf den Zetteln in A5 die Umrisse einer ihrer Hände nach. Dann notieren sie darin die Antworten zu „Was behalte ich bei?“, „Was mache ich mehr?“ und „Was mache ich weniger?“. Diese persönlichen Beiträge werden der Reihe nach in die Beitragsbox geworfen.
Im Anschluss gratuliert die Lehrperson den Lernenden zu den gelungenen Spielregeln und fordert sie auf, aufzustehen, einen Kreis zu bilden, einander die Hände zu geben und durch einen Händedruck die Bereitschaft zur Einhaltung der Regeln zu bestätigen. Das Plakat mit den Spielregeln wird in der Folge feierlich und für alle sichtbar im Klassenzimmer aufgehängt.
Bei Bedarf kann die Einhaltung der Regeln nach geraumer Zeit überprüft und auch die Beitragsbox wieder hervorgeholt werden: Wie schwer/leicht fällt es, die Regeln einzuhalten? Müssen Regeln ergänzt werden, sind andere vielleicht hinfällig …?
Besondere Hinweise
Kompetenzorientierte Lernziele
Die Lernenden erkennen wodurch negative und positive Gefühle ausgelöst werden können.
Die Lernenden erkennen, dass Gefühle wie Trauer und Wut nicht per se schlecht sind.
Die Lernenden haben Spaß beim pantomimischen Spiel und dem Gestalten der gemeinsamen Galerie.
Die Lernenden erarbeiten zusammen Spielregeln.
Konnex zum Lehrplan
In jedem Unterrichtsgegenstand sind die Schülerinnen und Schüler mit und über Sprache – z.B. auch in Form von Bildsprache – zu befähigen, ihre kognitiven, emotionalen, sozialen und kreativen Kapazitäten zu nutzen und zu erweitern.
Wenn die Begegnung mit anderen Kulturen und Generationen sowie die sprachliche und kulturelle Vielfalt in unserer eigenen Gesellschaft als bereichernd erfahren wird, ist auch ein Grundstein für Offenheit und gegenseitige Achtung gelegt.
Quellen
Forum Umweltbildung im Umweltdachverband (2017): Unsere Welt unsere Zukunft. Lehrmaterialien für Kinder und Jugendliche zu den UN-Weltzielen. Wien: Eigenverlag.
Teilweise in Anlehnung an Jamie Walkers „Wutinterview“ und „Wohin mit meiner Wut“. In: Gewaltfreier Umgang mit Konflikten in der Sekundarstufe 1. Spiele und Übungen. Frankfurt am Main: Cornelsen Scriptor, 1995, S. 95ff