Diese Methode beschäftigt sich mit der Gleichberechtigung von Geschlechtern. Nach wie vor werden Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt benachteiligt. Auch in Österreich, wo sich in Sachen Gleichberechtigung zwar schon viel getan hat, gibt es noch Verbesserungspotenzial. Mit dieser Übung nähern sich die Lernenden spielerisch dem Thema an und haben die Gelegenheit zu reflektieren, worauf Vorurteile basieren und welche festgefahrenen Rollenbilder es gibt.
Die Lehrperson informiert die Lernenden, dass sie nun nach Geschlechtern getrennt arbeiten werden. Die Gruppen der Buben und der Mädchen werden nochmals in mehrere Kleingruppen zu jeweils vier bis fünf Lernenden unterteilt. Jede Kleingruppe erhält zwei Flipchart-Papiere und ausreichend Flipchart-Marker oder Stifte. Das Ziel ist, innerhalb der vorgegebenen Zeit, möglichst viele Punkte zu sammeln. Vor und nach dem vereinbarten Signal (Gong oder Stoppuhr) darf nicht geschrieben werden. Dieses Bild des Wettkampfs wird bewusst eingeführt. Als Regel gilt aber, dass während der gesamten Übung auf eine wertschätzende Sprache geachtet werden muss (Beleidigungen werden nicht geduldet!).
Die Kleingruppen verteilen sich im Raum. Die Lehrperson erklärt die Aufgabe:
- Die Mädchen müssen gemeinsam in der jeweiligen Kleingruppe notieren, was sie können, das Buben ihrer Meinung nach nicht können (z.B. Windeln wechseln).
- Die Buben müssen gemeinsam in der jeweiligen Kleingruppe notieren, was sie können, das Mädchen ihrer Meinung nach nicht können (z.B. Fußball spielen).
Sobald die Lehrperson sichergestellt hat, dass die Aufgabe allen klar ist, ertönt das vereinbarte Signal.
Nach etwa 15 Minuten wird die Übung, wieder mit dem Signal, abgebrochen und die Stifte werden beiseitegelegt. Nun werden die Punkte in den einzelnen Kleingruppen gezählt. Der Reihe nach präsentieren die Kleingruppen einen Punkt. Das Plakat wird für alle sichtbar aufgehängt. Am Ende werden die Gesamtpunkte der Buben und die der Mädchen addiert und für alle sichtbar notiert, wobei jedes Argument nur einmal zählt.
Mit einem Kreppband wird eine Trennlinie am Boden markiert. Im nächsten Schritt werden die Kleingruppen aufgelöst und die Buben treten gegen die Mädchen an bzw. vice versa. Die Mädchen sind auf der einen Seite, die Buben auf der anderen Seite des Kreppbands. Der Würfel entscheidet, welche Gruppe beginnt.
Ein Beispiel: Der Würfel hat bestimmt, dass die Buben beginnen dürfen. Die Lehrperson liest ein Argument von der Bubenliste „Was Mädchen nicht können“ und fragt dann in den Raum, wer von den Mädchen dass eventuell kann, z.B. Fußball spielen. Wenn es auch nur ein Mädchen gibt, dann gilt das Argument eben nicht für alle Mädchen und das Argument muss durchgestrichen werden. Die Punkte verfallen.
Sollte sich abzeichnen, dass bei einem Punkt tatsächlich Buben oder Mädchen etwas nicht können, kann darauf hingewiesen werden, dass sie vielleicht noch nicht die Möglichkeit dazu hatten (z.B. Windeln wechseln oder Löcher in die Wand bohren). In dem Fall könnte gefragt werden, ob sie junge Männer bzw. Frauen kennen oder in Filmen gesehen haben, die das sehr wohl können.
Am Ende des Spiels sollten alle Argumente durchgestrichen sein. Es gibt keine Gewinner:innen und auch keine Verlierer:innen. Was bleibt, sind die biologischen Unterschiede. Und die Erkenntnis: Wir alle können alles!
Die Lehrperson bittet die Lernenden, einen Sesselkreis zu bilden oder sich auf den Boden zu setzen. Dabei kann auf die symbolische Bedeutung des Kreises, der „Einheit“ repräsentiert, hingewiesen werden, zumal er einen krassen Gegensatz zur trennenden Linie während der Übung darstellt.
Bei manchen der folgenden Fragen sollte darauf geachtet werden, dass sie von allen Lernenden beantwortet werden (Fragen, die der Aufarbeitung der Übung dienen), bei anderen Fragen geht es darum, im Plenum in möglichst kurzer Zeit Wissen zu vermitteln und Erfahrungen zu teilen. Es müssen nicht alle antworten. Je mehr sich aber beteiligen, umso spannender ist es für alle:
- Wie ist es dir bei der Übung ergangen? Warum?
- Wie hast du die Situation des Wettkampfs zwischen Buben und Mädchen erlebt?
- Kennst du etwas Ähnliches aus deinem Alltag? Wenn ja, in welchen Situationen?
- Wie war es für dich zu hören, was du angeblich nicht kannst?
- Fallen dir Situationen ein, in denen du gehört hast: „Das kannst du nicht, weil du ein Mädchen/ein Bub bist“? Was hat das bei dir ausgelöst?
- Welche Eigenschaften werden oft als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ bezeichnet? Inwiefern denkst du, dass so etwas dich oder andere beeinflussen kann: bei den Hobbys, der Berufswahl, bei der Familienplanung …?
- Wer kocht bei dir zu Hause, wer geht einkaufen, wer trifft Entscheidungen, wer macht die Hausaufgaben mit dir? Wer geht arbeiten? Wenn beide arbeiten: wer verdient mehr und warum? Wenn es pflegebedürftige Angehörige gibt: wer kümmert sich um sie?
- Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Was kannst du dir darunter vorstellen? Und warum könnte das so sein?
- Gibt es mehr Männer oder mehr Frauen in Führungspositionen (in Fabriken, Banken, Regierungen…)? Was denkst du, sind die Gründe dafür?
Besondere Hinweise
Für die ungestörte Arbeit in Kleingruppen benötigt man ausreichend Platz.
Mit dem Kreppband wird eine Linie auf dem Boden in der Mitte des Raumes geklebt.
Kompetenzorientierte Lernziele
Die Lernenden erkennen Diskriminierungen.
Die Lernenden sind für das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter sensibilisiert.
Konnex zum Lehrplan
Schülerinnen und Schüler sollen zur Bereitschaft hingeführt werden, Ursachen und Auswirkungen tradierter geschlechtsspezifischer Benachteiligungen zu reflektieren und aus der gewonnenen Erkenntnis ein Verhalten zu entwickeln, mit dem ein Beitrag zur Gleichstellung von Frauen und Männern geleistet werden kann
Quellen
Forum Umweltbildung im Umweltdachverband (2017): Unsere Welt unsere Zukunft. Lehrmaterialien für Kinder und Jugendliche zu den UN-Weltzielen. Wien: Eigenverlag.