Die Durchführung der Szenariotechnik erfordert ein hohes Maß an Vorbereitung und Abstimmung der einzelnen Teilschritte. Informationsmaterialien müssen vorbereitet sein, Expert:innen müssen koordiniert werden, Arbeitsmaterial muss zur Verfügung stehen. Die erarbeiteten Szenarien sind keine utopischen Zukunfts(alb)träume, sondern sind die Folge einer in der Realität möglichen Entwicklung.

1. Problemanalyse

Ausgangspunkt jedes Szenarios ist ein gesellschaftliches Problem, dessen Lösungen einerseits im Bereich des Möglichen liegen, und andererseits miteinander „konkurrieren“. In dieser Phase steht die Formulierung des Ist-Zustandes im Vordergrund. Da die Beschreibung der Gegenwart die Basis für die zu entwickelnden Szenarien darstellt, müssen die hier aufgestellten Thesen fachlich untermauert werden.

Folgende Leitfragen sollten in der Problemdefinition beantwortet werden:

  • Welche Faktoren und Zusammenhänge sind bekannt?
  • Wer ist betroffen?
  • Aufgrund welcher Ereignisse und Sachverhalte wird das Problem als gesellschaftlich relevant und lösungsbedürftig angesehen?

Mit Abschluss der Problemanalyse sollte eine explizite Problembeschreibung vorliegen.

2. Einflussanalyse

In der zweiten Phase geht es in erster Linie darum, einen umfassenden Systemzusammenhang zu entwickeln. Nach der vorangegangenen Bestimmung des Problemfeldes (z.B. die Entwicklung des Individualverkehrs in Österreich bis 2050) soll nun durch Bestimmung von Einflussbereichen (z.B. die Umwelt) und Einflussfaktoren (z.B. Emissionen) ein ganzheitliches Systembild entworfen werden.

Durch freies Brainstorming oder Brainwriting wird in mehreren Arbeitsgruppen eine Aufstellung der relevanten Bereiche vorgenommen, denen dann die einzelnen Faktoren zugeteilt werden. Auf diese Weise kommt es zu einer immer genaueren Ausdifferenzierung des untersuchten Systems.

3. Deskriptorenbestimmung

In diesem dritten Schritt werden die Einflussbereiche und Einflussfaktoren hinsichtlich ihrer quantitativen und qualitativen Inhalte bewertet, wobei die einzelnen Einflüsse als Deskriptoren beschrieben und teilweise zusammengefasst werden müssen. Als Ergebnis sollte eine Vielzahl von quantitativen und qualitativen Deskriptoren zur Verfügung stehen, die in ihrem zukünftigen Entwicklungsverlauf analysiert und bewertet werden können. Ein quantitativer Deskriptor könnte z.B. „die Anzahl der zugelassenen Pkw“ sein, während ein qualitativer z.B. „die Bedeutung des Autos“ sein könnte. Deskriptoren sind demnach „Kenngrößen“, die den heutigen und zukünftigen Zustand sowie die jeweiligen Entwicklungen benennen.

Gerade in Bezug auf die Erstellung der Deskriptoren und die Analyse ihrer gegenseitigen Beeinflussung benötigen die einzelnen Teilnehmenden umfangreiches Informationsmaterial und eventuell die Unterstützung von Fachleuten.

4. Szenarioentwicklung

Diese Phase gilt allgemein als der Höhepunkt der Szenariotechnik. Aus den Ergebnissen der Einflussanalysen und Deskriptorenbestimmungen werden hier Szenarien im Sinne von ganzheitlichen Zukunftsbildern entwickelt, die in anschaulicher Weise mögliche Zukunftsentwicklungen und ihre Konsequenzen sichtbar machen. Das Aufzeigen eines extrem positiven und eines extrem negativen Szenarios hat den Vorteil, dass alle nur möglichen Zukunftsbilder zwischen diesen beiden Szenarien liegen. Das Trendszenario beinhaltet die Fortschreibung der gegenwärtigen Situation in die Zukunft. Im Szenariotrichter können die drei Grundtypen eines Szenarios sehr gut dargestellt werden.

5. Entwicklung von Strategien und Maßnahmen

Die abschließende Phase führt wieder zur Problemanalyse der Ausgangssituation zurück. An dieser Stelle sollen die Konsequenzen aus den entwickelten Szenarien gezogen und Handlungs- bzw. Gestaltungsstrategien entworfen werden. Ziel ist es, gewünschte Entwicklungslinien zu verstärken sowie nicht gewünschten Entwicklungen entgegenzutreten. Über das gemeinsame Verfassen eines Handlungskatalogs soll mittels einer Prioritätenliste zu Handlungen angeregt werden, die durch bewusste Manipulation der Einflussfaktoren bzw. Deskriptoren zu gesellschaftlich wünschenswerten Entwicklungspfaden führen.

Mehr dazu


Quellen

Albers, O., Broux, A. (1999): Zukunftswerkstatt und Szenariotechnik
Ein Methodenhandbuch für Schule und Hochschule.Weinheim und Basel: Beltzverlag.

Forum Umweltbildung (2002): Nachhaltige Entwicklung - Gemeinsam unsere Lebensqualität verbessern. Modul Schulen. Wien: Eigenverlag.

Weinbrenner, P.: Die Szenario-Methode als Mittel zum Kreativitätsfördernden Lernen.