Mit dem SDG 10 soll nicht nur die Ungleichheit zwischen und innerhalb der Staaten verringert werden, sondern auch sichergestellt werden, dass niemand mehr diskriminiert wird. In diesem Rollenspiel erleben die Lernenden Benachteiligungen und Privilegien, reflektieren diese und formulieren Vorsätze zur persönlichen Verringerung von Ungleichheiten.
Die Lehrperson erklärt, dass sie mit den Lernenden eine Übung zum heutigen Thema machen will (ohne das Thema zu benennen). Sie markiert mit Kreppklebeband an einer Längsseite des Raumes eine Startlinie, an der alle Lernenden nebeneinander stehen können und vor sich etwa 5 m Platz haben. Gleichzeitig müssen alle Lernenden die Lehrperson gut hören können.
Die Lehrperson teilt an alle Lernenden je ein Rollenkärtchen (siehe M10, Hinweise beachten!) aus. Alle Lernenden behalten die Informationen zu ihrer Rolle für sich. Die Lehrperson hilft den Lernenden zunächst, sich ihre Rolle genauer vorzustellen und fragt dafür:
- Wo wohnst du? Wie sieht dein Zuhause aus?
- Wie schaut dein Tagesablauf aus? Was machst du am Morgen, tagsüber, abends?
- Womit verdienst du dein Geld? Wo arbeitest du? Wie viel Geld verdienst du im Monat (viel zu wenig, genug, mehr als genug)?
- Was machst du in deiner Freizeit? Mit welchen Menschen hast du Kontakt (Freund:innen, Nachbar:innen, …)? Welche Hobbys hast du? Hast du Zeit für deine Familie?
- Was bereitet dir Freude? Was macht dir Angst?
Möglicherweise gibt es Unsicherheiten seitens der Lernenden, weil sie meinen, zu wenig über ihre Rolle zu wissen. In dem Fall ermutigt sie die Lehrperson, dass es kein richtig oder falsch gibt, die Lernenden sollen sich ihrer Vorstellungskraft bedienen und versuchen bei der Übung im Sinne ihrer Rollenkärtchen zu agieren.
Für die eigentliche Übung fordert die Lehrperson die Lernenden auf, sich schweigend nebeneinander an die Startlinie zu stellen. Die Lehrperson liest langsam verschiedene Aussagen (siehe M10) vor, z.B.: „Du kommst in jede Disco hinein.“
Die Lernenden überlegen, ob diese Aussage auf ihre Rolle zutrifft. Wenn ja, machen sie einen Schritt nach vorne. Trifft die Aussage nicht zu, bleiben sie stehen. Die Lehrperson liest etwa 15-20 vorab ausgewählte Situationen von M10 vor.
Am Ende ist das Feld auseinandergezogen. Viele Lernende stehen nahe der Startlinie, weil sie in ihrer Rolle viele Ungleichheiten erfuhren, einige wenige durften in fast allen Situationen einen Schritt machen und waren sehr privilegiert.
Nun werden die Lernenden eingeladen, zu erzählen, wie es ihnen in ihrer Rolle gegangen ist. Es werden sowohl diejenigen befragt, die nur wenige Schritte machen konnten, als auch diejenigen, die sehr viele Schritte machen konnten.
An dieser Stelle kann auch mit den Lernenden herausgearbeitet werden, woher die Lernenden ihr Wissen über die Rollen, die sie verkörpern, haben. Entstammen die Rollenbilder persönlicher Erfahrung oder anderer Informationsquellen (Nachrichten, Zeitungen, Büchern …)? Dadurch können die Funktionen von Klischees und Vorurteilen diskutiert werden.
Bei der Reflexion kann darauf eingegangen werden, dass Ungleichheiten sowohl durch rechtliche als auch gesellschaftliche Strukturen entstehen. Es geht bei dieser Übung weniger um Fakten und Zahlen als um das subjektive Empfinden der Lernenden in den jeweiligen Rollen.
- Was war das für ein Gefühl weitergehen zu können oder stehenzubleiben?
- Welches Gefühl hattest du jenen gegenüber, die am Ende vor/hinter dir standen?
- Wenn du eine:r von jenen warst, die oft vorwärts gehen durften: Zu welchem Zeitpunkt hast du bemerkt, dass andere sich nicht so schnell oder kaum vorwärts bewegen konnten?
- Gab es Fragen, die bei dir eine besondere Reaktion ausgelöst haben? Welche und warum?
- Wie schwierig war es für dich, dich in die Rolle hineinzuversetzen? Warum?
- Siehst du Parallelen zwischen dieser Übung und unserer derzeitigen Gesellschaft? Welche?
Wichtig ist, dass die Lernenden nach der Reflexion ihre Rolle wieder ablegen. Dafür gehen sie herum und schütteln sich aus.
Die Lehrperson weist darauf hin, dass einzeln und gemeinsam viel gegen Ungleichheiten unternommen werden kann. Jede:r Lernende zeichnet dafür (s)einen Fußabdruck auf ein Blatt Papier und schreibt hinein, wie sie:er im eigenen Umfeld einen Schritt in Richtung weniger Ungleichheiten machen kann. Die Lehrperson kann mit Beispiellösungen (siehe M10.1) unterstützen und am Ende die Fußabdrücke in der Klasse aufhängen.
Besondere Hinweise
Kompetenzorientierte Lernziele
Die Lernenden identifizieren Missstände in Gesellschaft, Wirtschaft, Medien und Politik.
Die Lernenden leiten eigene Handlungsoptionen zur Verringerung von Ungleichheit ab.
Konnex zum Lehrplan
Erkennen, dass die Verteilung der Bevölkerung auf der Erde ungleichmäßig ist und dass es Gunst- und Ungunsträume gibt
Quellen
Forum Umweltbildung im Umweltdachverband (2023): the BOX 2.0. Ein abwechslungsreicher Einstieg in die 17 Nachhaltigkeitsziele. Wien: Eigenverlag.
Adaptiert nach: Council of Europe (o.D.): Take a step forward. & Deutsches Institut für Menschenrechte (2012/2015): Kompass - Handbuch zur Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit.