© Melanie Salzl


Sobald Kommunikation stattfindet können auch schnell Missverständnisse entstehen. Die Lernenden erfahren durch diese Übung, wie leicht es zu Missverständnissen in der Kommunikation kommen kann. Dies wird anhand der Methode „Stille Post“ für alle direkt erfahrbar. Dazu beschreiben die Lernenden einem Gegenüber den Inhalt einer Zeichnung, welches wiederum das Gehörte aufmalt. Der Vergleich der Anfangszeichnung mit dem Endresultat macht deutlich, wie leicht es beim Nacherzählen von Gehörtem zu unterschiedlichen Interpretationen kommen kann.

ABLAUF
PHASE 1
10 Minuten
Einstieg

Die Lehrperson bereitet, bevor sie den Raum betritt bzw. ohne, dass es die Lernenden sehen, eine einfache Zeichnung eines Hauses (mit einer Tür, zwei Fenstern, einem Rauchfang etc.) vor. Anschließend teilt sie den Lernenden mit, dass sie nun ein Experiment machen werden. Sie bittet zwei bis drei Lernende, den Raum zu verlassen. Danach werden vorne im Raum zwei Sessel Lehne an Lehne aufgestellt – ein Erzählsessel und ein Zuhörsessel, auf denen zunächst zwei Freiwillige, die sich noch im Raum befinden, Platz nehmen. Die restlichen Lernenden beobachten nun genau, was passiert und hören gut zu, ohne den Ablauf zu kommentieren oder zu stören. Sie sehen die Zeichnung(en) erst nach dem Ende des Experiments.

PHASE 2
15 + 15 Minuten
Erarbeitung

Die Person auf dem Erzählsessel bekommt nun die Zeichnung von dem Haus, die Person auf dem Zuhörsessel einen Stift, ein kariertes Blatt Papier und eine Malunterlage. Die Erzählperson beschreibt die Zeichnung und der:die Zuhörer:in skizziert das Gehörte auf dem Blatt Papier. Ist der Vorgang abgeschlossen, nimmt die Person vom Erzählsessel wieder Platz im Publikum und gibt die ursprüngliche Zeichnung der Lehrperson zurück. Der:die Zuhörer:in nimmt mit der eigenen Zeichnung am Erzählsessel Platz. Nun wird die erste Person von draußen in den Raum geholt, setzt sich auf den Zuhörsessel und bekommt wieder ein kariertes Blatt, einen Stift sowie die Malunterlage. Die Person im Erzählsessel beschreibt nun das zuvor gezeichnete Bild und die Person am Zuhörsessel skizziert wieder das Beschriebene. Dieser Vorgang wiederholt sich solange, bis alle draußen Wartenden eine Skizze erstellt haben.

Sind alle wieder auf ihren Plätzen, zeigt die Lehrperson zuerst die erste Zeichnung, die sie erstellt hat und danach die letzte Zeichnung des Experiments. Gemeinsam werden kurz die Unterschiede besprochen. Danach werden die restlichen Zeichnungen gezeigt. Der Prozess, wie es zur letzten Zeichnung kam wird nun sichtbar. Wenn möglich, werden die Blätter nebeneinander an der Wand oder Tafel angebracht. Gemeinsam wird im Anschluss nach Gründen gesucht, warum das erste Bild nicht gleich aussieht wie das letzte und welche Schritte dazwischen sichtbar sind. Die genannten Gründe werden von der Lehrperson auf der Tafel oder auf einem Plakat gesammelt.

PHASE 3
10 Minuten
Abschluss

Die Übung macht sichtbar, wie sich Erzähltes im Laufe der Zeit verändert und eventuell einen völlig anderen Inhalt bekommt. Zum Abschluss der Übung können folgende Fragen mit der Gruppe besprochen werden:

  • Wenn ihr eine Geschichte über eine Person hört, glaubt ihr immer, dass sie wahr ist?
  • Wurde über euch schon einmal etwas Unwahres erzählt?
  • Wie fühlt man sich, wenn über einen selbst Unwahrheiten erzählt werden?
  • Wie könnte man verhindern, dass Unwahrheiten weitererzählt werden?
Kompetenzorientierte Lernziele
Die Lernenden sind in der Lage, sich zu konzentrieren und eine Zeichnung möglichst originalgetreu wiederzugeben.
Sie können erkennen, dass Informationen beim Gegenüber oft unterschiedlich ankommen.
Sie sind fähig darüber zu reflektieren, dass Kommunikation sehr komplex ist und zu Missverständnissen führen kann.
Die Lernenden machen Vorschläge darüber, wie Kommunikationsprobleme reduziert werden können.

Quellen

Forum Umweltbildung im Umweltdachverband (2015): the BOX. Innovative Stundenbilder für zwischendurch. Wien: Eigenverlag.