© Harry Strauss/Pixabay


Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt, dennoch gibt es auch bei uns Menschen, die sich selbstverständliche Dinge (wie die Heizkosten im Winter) kaum oder gar nicht leisten können. Weltweit muss etwa jeder neunte Menschen abends hungrig schlafen gehen. Neben der eigentlichen Not leiden Menschen, die von Armut betroffen sind, häufig auch unter der Ausgrenzung und den Vorurteilen anderer. Die folgende Übung versucht spielerisch erfahrbar zu machen, wie es sich anfühlt, ausgeschlossen zu sein und ermöglicht den Lernenden gleichzeitig die nähere Auseinandersetzung mit diesem Thema.

ABLAUF
PHASE 1
3 Minuten
Einstieg - Gruppeneinteilung

Für diese Übung braucht es Dreiergruppen und eine zusätzliche Person, die übrigbleibt. Die Lehrperson nimmt die Einteilung in die Gruppen vor – z. B. mittels Durchzählen. Sollte es nicht anders möglich sein, kann auch die Lehrperson mitmachen oder ein Kind eine beobachtende Rolle übernehmen.

PHASE 2
10-15 Minuten
Spiel

Je drei Lernende bilden zusammen ein „Haus“ mit Bewohner:in: Zwei von ihnen – die zwei „Wände“ – stehen mit einander zugewandten Körpern. Sie strecken einander die Arme entgegen und heben diese in die Höhe, wobei sich ihre Handflächen berühren – sie stellen das Haus dar. Das dritte Kind „wohnt“ im Haus und hockt zwischen ihnen auf dem Boden. Es ist sinnvoll, diese Figur vorzuzeigen, damit alle wissen, wie sie aussehen sollte. Danach erklärt die Lehrperson die Spielregeln sowie die drei verschiedenen Anweisungen, die erteilt werden können. Klar gemacht werden sollte von Anfang an, dass Stupsen usw. nicht erlaubt sind:

  1. Wird „Haus“ gerufen, verlassen alle „Wände“ ihren ursprünglichen Platz und formatieren sich über einem:r neuen Hausbewohner:in. Sie können – müssen aber nicht – auch eine neue zweite Wand suchen.
  2. Wird „Mensch“ gerufen, bewegen sich die „Hausbewohner:innen“ und tauschen ihre Plätze mit anderen Bewohner:innen.
  3. Auf „Hurrikan“ müssen alle reagieren und einen neuen Platz einnehmen. „Wände“ können jetzt zu Bewohner:innen werden und umgekehrt.

Ein Kind – bzw. die Lehrperson – bleibt immer übrig. Diese Person stellt sich in die Mitte des Raums und ruft nun abwechselnd „Haus“, „Hurrikan“ oder „Mensch“. Ziel ist es aber, zu versuchen selbst möglichst bald wieder Teil einer Figur zu werden.

TIPP: Die Einteilung in die Dreiergruppen (1-2-3) lässt sich durch die Lehrperson steuern. Dadurch kann vermieden werden, dass ein Kind, das tatsächlich eine Außenseiterrolle in der Klasse wahrnimmt, bereits zu Beginn wieder die Erfahrung macht, nicht Teil einer Gruppe zu sein. Falls auf Grund der Gruppengröße ein Kind die beobachtende Rolle eingenommen hat, kann nach der Halbzeit ein Wechsel ermöglicht werden, damit dieses Kind das Spiel auch aktiv miterleben kann. Ein anderes Kind übernimmt nun die beobachtende Rolle.

Mögliche Arbeitsaufträge für Beobachter*innen

  • Wie verhalten sich deine Klassenkolleg:innen, um einen Platz zu erhalten?
  • Wie reagieren sie, wenn sie zu spät sind und übrig bleiben bzw. wenn es ihnen länger nicht gelingt, Teil einer Dreiergruppe zu werden? Achte auf ihren Gesichtsausdruck, ihre Körperhaltung. Sagen sie etwas?
  • Wie reagieren sie, wenn sie wieder mitspielen dürfen? Achte auf ihren Gesichtsausdruck, ihre Körperhaltung. Sagen sie etwas?

Nach etwa 10 bis 15 Minuten wird das Spiel abgebrochen. Die Lernenden werden aufgefordert, sich kräftig durchzuschütteln, um ihre Rollen abzulegen.

PHASE 3
15 Minuten
Reflexion

Die Lehrperson bittet die Lernenden im Kreis Platz zu nehmen, um gemeinsam über das Spiel nachzudenken. Dabei geht es zunächst um die persönlichen Erfahrungen mit dem Spiel:

  • Wie ist es euch bei der Übung ergangen?
  • Wie seid ihr vorgegangen, um Teil einer Figur zu werden?
  • Gab es einmal eine Situation, wo du es länger nicht geschafft hast, wieder Teil einer Dreiergruppe zu werden? Wenn nein, wie hast du dich gefühlt? Wenn ja, was für ein Gefühl war das?

Etwaige Beobachter:innen werden aufgefordert, ihre Beobachtungen zu teilen. Diese sollten allgemein gehalten werden, also z. B. die namentliche Nennung von einzelnen Lernenden vermeiden.

In einem zweiten Schritt wird der konkrete Bezug zum Nachhaltigkeitsziel hergestellt und Raum für einen Austausch ermöglicht:

  • In dem Spiel können nicht immer alle auf die gleiche Art und Weise mitmachen. Fallen euch Situationen ein, wo Menschen im tatsächlichen Leben ausgeschlossen werden?
  • Wie fühlen sie sich vermutlich?
  • In dem Spiel gibt es immer jemanden, der übrigbleibt und kein Dach über dem Kopf hat. Diese Person ist also „obdachlos“. Was könnte es für Gründe geben, warum man in Österreich oder weltweit sein Zuhause verliert?
  • Wie äußert sich Armut sonst noch?
Besondere Hinweise
Es wird ausreichend Platz für das Spiel benötigt.
Kompetenzorientierte Lernziele
Die Lernenden sind in der Lage, Empathie zu empfinden.
Die Lernenden sind in der Lage, über die eigene Rolle im Spiel zu reflektieren.
Die Lernenden sind in der Lage, einen Perspektivenwechsel durchzuführen.
Die Lernenden sind in der Lage, Freude am Spiel zu haben.
Die Lernenden sind in der Lage zu erkennen, dass Armut alle treffen kann.
Die Lernenden sind in der Lage, sich mit Ursachen, Formen und Konsequenzen von Armut auseinanderzusetzen.
Konnex zum Lehrplan
Auszug aus dem NMS-Lehrplan zu Geographie und Wirtschaftskunde:
Erkennen, dass die Verteilung der Bevölkerung auf der Erde ungleichmäßig ist und dass es Gunst- und Ungunsträume gibt
Darstellung menschlichen Lebens und Wirtschaftens
Aufzeigen von Gleichartigkeiten und Unterschieden

Quellen

Forum Umweltbildung im Umweltdachverband (2017): Unsere Welt unsere Zukunft. Lehrmaterialien für Kinder und Jugendliche zu den UN-Weltzielen. Wien: Eigenverlag.