In dieser Stunde wird die Problematik der Übernutzung von frei zugänglichen Ressourcen, sogenannten Gemeinschaftsgütern, behandelt. In diesem Spiel schlüpfen die Lernenden in die Rolle von Fischer:innen an einem Teich mit begrenzter Kapazität. Die Lernenden erleben und erkennen so die „Tragödie vom Gemeinschaftsgut“ sowie die in einer solchen Situation herrschenden Anreize unmittelbar durch eigenes Handeln in einem Spiel. Die Methode zielt darauf ab, dass die Lernenden die eigene Mitverantwortung für die Gemeinschaftsgüter der Erde erkennen, durch Kooperation und Kommunikation zur Lösung von Problemen kommen und verstehen, wie die „Tragödie vom Gemeinschaftsgut“ funktioniert.
Für jede Gruppe wird ein Teller mit 20 Salzfischli (Knabbergebäck) vorbereitet und mit einer Serviette zugedeckt, da der Fischbestand für die Teilnehmenden unbekannt sein soll. Die Lernenden werden in Gruppen zu je 4-6 Personen eingeteilt und sitzen um einen Tisch mit den zugedeckten Fischen. Danach erhalten die Lernenden einen Überblick sowie eine genaue Erklärung des Spiels.
Alternativ zum Knabbergebäck können auch Papierfische (M 12) auf den Tellern verteilt werden.
Die Lehrperson erklärt, dass jede Gruppe einen Fischbetrieb darstellt und pro Jahr zweimal im eigenen See fischen darf. Jedes Mal kann jede:r Einzelne:r in der Gruppe selbst entscheiden ob er:sie gar keinen, einen, zwei oder drei Fische aus dem See fischen möchte. Die Gruppenmitglieder dürfen während des Spiels nicht miteinander sprechen. Die Fische werden sich natürlich vermehren, genauso wie Fische das in einem See auch tun. Die gefangenen Fische werden aus dem See geholt und deutlich sichtbar aufgelegt. Nachdem alle Gruppen zwei Mal gefischt haben, geht die Lehrperson herum und verdoppelt den noch vorhandenen Fischbestand verdeckt. Auch im zweiten Jahr dürfen alle Gruppenmitglieder zwei Mal fischen, bevor die Fische wieder nachgefüllt werden. Hat eine Gruppe keine Fische mehr, scheidet sie aus. Es wird noch ein drittes Jahr gespielt. Dann dürfen alle Gruppen auswerten, wie viele Fische noch im See übrig geblieben sind, wie viele jede:r, sowie die Gruppe insgesamt gefischt hat.
Im nächsten Schritt leitet die Lehrperson eine Diskussion an:
- Welche Zusammenhänge ergeben sich zwischen den Ergebnissen?
- Gab es eine Gruppe, bei der die Fischbestände zu Gänze ausgerottet wurden?
- Welche Gründe gibt es dafür?
- Wie lange hätte jede Gruppe noch weiterfischen können?
- Wie viele Fische sind jährlich hinzugekommen?
- Welches Prinzip steckt dahinter?
Anschließend kann das Spiel noch einmal gespielt werden, jedoch dürfen diesmal die Gruppenmitglieder miteinander sprechen.
Anschließend erfolgt eine gemeinsame Reflexion. Mögliche Reflexionsfragen:
- Wie wurde mit dem Gemeinschaftsgut umgegangen?
- Welche Vorgehensweisen haben die Gruppen in der zweiten Runde entwickelt?
- Wie gelingt es, möglichst viele Fische zu fischen, ohne den Bestand zu gefährden?
- Wie hat sich jede einzelne Person im Vergleich zur ersten Spielrunde verhalten?
- Wie war das Ergebnis?
Vom Spiel kann man die Reflexionsrunde nun auf die tatsächlichen Gemeinschaftsgüter ausweiten. Mögliche Reflexionsfragen:
- Welche Gemeinschaftsgüter kennt ihr?
- Welche Gemeinschaftsgüter gibt es im eigenen Umfeld?
- Wie wird mit ihnen umgegangen?
- Wie steht es um die natürlichen Ressourcen (Wälder, Wildtiere, Almen, Erdöl)?
- Wer entscheidet über die Verteilung?
In der allgemeinen Reflexion kann auch ein betriebswirtschaftlicher Bezug hergestellt werden:
- Nützen Unternehmen Gemeinschaftsgüter?
- Wie gehen sie damit um?
- Wer trägt die Kosten, wenn Unternehmen mit Gemeinschaftsgütern achtlos umgehen?
- In welchen Bereichen kommt es in diesem Kontext zu Problemen?
- Welche Lösungsansätze gibt es dafür?
In einem kurzen Blitzlicht fassen die Lernenden noch einmal das Erlebte zusammen. Die Lehrperson stellt dafür folgende Frage: „Welche Erfahrungen nimmst du dir auf der heutigen Einheit mit nach Hause?“
Reihum gibt jede Person ein kurzes Statement ab. Falls nicht genügend Zeit übrig sein sollte, können auch nur einzelne Freiwillige ein Statement abgeben.
Besondere Hinweise
Die Problematik zur Übernutzung von Ressourcen durch einige Personen, die zunächst übermäßig profitieren bevor schließlich alle unter den Folgen leiden (auch die Verursachenden selbst) wird als „Tragödie vom Gemeinschaftsgut" bezeichnet. Ein klassisches Beispiel waren die „Allmenden", gemeinsam genutzte Weiden, auf die einzelne Personen immer mehr Tiere trieben, bis die Weide übernutzt war. Man spricht in diesem Zusammenhang daher auch von der „Allmendeproblematik".
Gemeinschaftsgüter (also frei zugängliche Ressourcen) gibt es viele: Wasser, Luft, Lebewesen (z.B. Fischbestände), im weiteren Sinne auch die fossilen Ressourcen der Erde.
Ziel ist es, bei der Nutzung dieser Güter im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung einerseits eine faire Verteilung zwischen den heute lebenden Menschen zu ermöglichen und andererseits Bedacht darauf zu nehmen, dass auch folgende Generationen ihre Bedürfnisse noch befriedigen können.
Kompetenzorientierte Lernziele
Die Lernenden sind in der Lage innerhalb einer Gruppe zu kommunizieren und zu kooperieren.
Die Lernenden sind in der Lage das Ausmaß der eigenen Entscheidungen und deren Konsequenzen abzuschätzen.
Die Lernenden sind in der Lage zu erkennen, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Gemeinschaftsgütern schwierig und gleichzeitig notwendig ist.
Quellen
in Anlehnung an Bollmann-Zuberbühler B. u.a. (2010): Systemdenken fördern. Systemtraining und Unterrichtsreihen zum vernetzten Denken 1.-9. Schulstufe, Aktivität T62, Schulerlag plus 62: Bern.