Intention

Das Verhalten von Menschen ist oftmals eher durch aktuelle oder kurzfristig absehbare Entwicklungen bestimmt. In wenigen Fällen macht man sich Gedanken über längerfristige Entwicklungen. Daraus resultiert, dass man auch wenige Überlegungen darüber anstellt, wie man auf mögliche Entwicklungen reagiert oder wie man solche Entwicklungen eventuell auch selbst mit steuern kann. In dem vorliegenden methodischen Vorschlag wird besonderes Augenmerk auf diese Defizite gelegt. Ziel dieser Methode ist es, die Zukunftskompetenz, die Gestaltungskompetenz, die Planungs- und Optionskompetenz sowie das Werte- und Normenverständnis und das vorausschauende Denken zu fördern.
Diese Methode kann mit unterschiedlichem Zeitaufwand durchgeführt werden. In der folgenden Beschreibung werden mehrere Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Methode vereinfacht oder komplexer gestaltet werden kann. Der Zeitaufwand erstreckt sich entsprechend zwischen 1-2 Einheiten bis zu 6 oder mehr Einheiten.

Hinweis: Der Kern dieser Methode liegt im Erstellen von Rollenkarten. Schritt 1 (das Bearbeiten von Szenarien) kann in den Schritt 2 (Erstellen von Rollenkarten) integriert werden. Das Szenario kann dabei in jener Kleingruppe diskutiert werden, die jeweils eine spezifische Rolle übernommen hat. Schritt 3 (das Rollenspiel) kann gänzlich entfallen, wenn dies aus zeitlichen Gründen notwendig erscheint.

Durchführung

1. Schritt – Bearbeitung von Szenarien

Bei diesem Schritt soll zunächst eines der vorliegenden Extremszenarien (siehe dazu die beiden Extremszenarien am Ende dieses Textes) in Kleingruppen analysiert werden, oder es kann – falls Interesse und Zeit vorhanden ist – ein neues Szenario entwickelt werden, um dieses anschließend zu analysieren.

Detaillierte Informationen zur Szenariotechnik findet ihr hier: So funktioniert die Szenariotechnik

  • Was sind die wichtigsten Entwicklungen/Inhalte in diesem Szenario?
  • Wer/was hat den größten Einfluss auf die Entwicklungen im Szenario?
  • Wie könnte dieses Szenario mich betreffen?
  • Was könnte ich unternehmen, um eine positive Entwicklung im Szenario zu erreichen/zu erhalten?
  • Welche Informationen bräuchte ich noch/was sind offene Fragen?

Erweiterungsmöglichkeit: Dieser erste Schritt kann auch in etwas komplexerer Form durchgeführt werden. Dazu werden beide Extremszenarien zur Hand genommen und in Kleingruppen analysiert. Ziel ist es, Unsicherheiten und Dynamiken zwischen beiden Extrempolen zu identifizieren und Handlungsräume auszuloten.

Folgende Fragen können gestellt werden:

  • Was in diesen beiden Szenarien sollte vermieden werden/was sollte erreicht werden?
  • Welche Entwicklungen sind wahrscheinlicher/weniger wahrscheinlich – weshalb?
  • Wer/was hat den größten Einfluss auf die Entwicklungen in den Szenarien? (sowohl positiv als auch negativ)
  • Was könnte mich besonders betreffen/was wäre besonders positiv/negativ für mich?
  • Was könnte ich unternehmen, um eine positive Entwicklung zu erreichen/eine negative Entwicklung zu vermeiden.
  • Welche Informationen bräuchte ich noch/was sind offene Fragen?

Im Anschluss an die Diskussion in den Kleingruppen sollte eine kurze Präsentation der Ergebnisse stehen, bevor zum nächsten Schritt übergegangen wird.

2. Schritt – Rollenentwicklung

Kern dieses Schrittes ist die Erstellung von Rollenkarten in Kleingruppen. Dazu übernimmt jede Kleingruppe eine Rolle und diskutiert die Inhalte einer Rollenkarte. Vorher wird geklärt, welche Rollen überhaupt notwendig sind. Hier ist es auch möglich, dass die Lehrperson vorgibt, welche Rollen vergeben werden sollen. Ziel ist es, sich in die Rolle zu versetzen und festzustellen, wie sich ein Szenario auf eine Rolle auswirkt.
Zu jeder Rolle können folgende Überlegungen getätigt/diskutiert werden:

  • Welche Auswirkungen hat das Szenario auf meine Rolle? Wie werde ich mich in der Rolle verhalten, wenn dieses Szenario Realität ist?
  • Welches aktuelle Verhalten muss ich ändern?
  • Welche Probleme tun sich auf?
  • Welche Möglichkeiten ergeben sich?
  • Wie kann meine „Rolle“ dazu beitragen, dieses für mich/für diese Rolle positive Szenario zu erreichen – dieses negative Szenario zu vermeiden/zu verhindern?
  • Welche Alternativen gibt es?
  • Mit wem kann/muss ich zusammenarbeiten und wie kann die Zusammenarbeit aussehen?
  • Wer könnte meinen Zielen entgegen stehen – wie gehe ich damit um?

Erweiterungsmöglichkeit: Auch in diesem Schritt gibt es eine Erweiterungsmöglichkeit. Es werden die beiden Extremszenarien gleichzeitig vor dem Hintergrund einer „Rolle“ analysiert.

Folgende Fragen können gestellt werden:

  • Welche Entwicklungen in diesen Szenarien sind für mich/meine Rolle vorteilhaft/weniger vorteilhaft?
  • Was muss/kann/soll ich unternehmen, um besonders negative Entwicklungen zu vermeiden?
  • Was muss/kann/soll ich unternehmen, um besonders positive Entwicklungen zu erreichen?
  • Mit wem kann/muss ich zusammenarbeiten und wie kann die Zusammenarbeit aussehen?
  • Wer kann meinen Zielen entgegen stehen – wie gehe ich damit um?

3. Schritt – Das Rollenspiel

Im Anschluss an die Entwicklung der Rollen kann noch ein Rollenspiel stehen. Möglich wäre es auch, dass nicht dieselben Personen/Gruppen, die eine Rolle in Schritt 2 bearbeitet haben, diese auch im Rollenspiel übernehmen – sprich: ein Rollentausch wäre sinnvoll.

Extremszenario 1 – Klimawandel „light“ – 2060
Die durchschnittliche Temperatur auf der Erde hat um etwa 1,5°C seit 2000 zugenommen. Die Lebensmittelproduktion ist im Großen und Ganzen nicht sehr negativ beeinflusst. Es gibt zwar mehr Umweltkatastrophen, aber es ist zumindest für uns hier in Europa noch ziemlich erträglich. Dennoch hat sich die Flüchtlingssituation zugespitzt und der Terrorismus hat zugenommen. Dass es nicht zu noch negativeren Entwicklungen gekommen ist, ist rigorosen Maßnahmen im Klimaschutz zu verdanken. Energie wird praktisch nur noch aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen, fossile Brennstoffe gibt es nicht mehr. Die Autoindustrie gibt es nur mehr in sehr beschränkter Form – es werden nur mehr wenige Autos gebaut, dafür haben sich neue Wirtschaftszweige entwickelt, welche die alternative Energieversorgung, Kommunikation und den Transport aufrecht erhalten und zur effizienten Energienutzung beitragen.

Extremszenario 2 – Klimawandel „katastrophal“ – 2060
Die durchschnittliche Temperatur auf der Erde hat um beinahe 5°C seit 2000 zugenommen. Die Nahrungsmittel und Wasserversorgung ist weltweit sehr angespannt. Es gibt katastrophale Hungersnöte. Alles wird verschlimmert durch extreme Wettersituationen, die zu Dürreperioden oder zu Hochwässern führen. In Europa – insbesondere im Norden – ist es empfindlich kälter geworden, seitdem der Golfstrom immer mehr versiegt. Unglaublich große Flüchtlingsströme sind unterwegs und es kommt auch vielfach zu kriegerischen Auseinandersetzungen um Ressourcen. Die Menschen sind praktisch nur mehr damit beschäftigt, das Überleben zu sichern. Der internationale Handel ist bis auf Erdgas und die letzten Reste des Erdöls und der Kohle zusammengebrochen. Motorisierter Individualverkehr ist unerschwinglich geworden.

Allgemeine Informationen

Dauer: 3 – 4 Stunden
Gruppengröße: 10 – 20
Moderator: nein
Finanzieller Aufwand: keiner
Technischer Aufwand: keiner


Quellen

Entwickelt von: Forum Umweltbildung, Markus E. Langer