Die AI wurde in den 1980er Jahren mit der Intention „Think positive“ in den USA entwickelt. Umschrieben heißt der Begriff AI so viel wie wertschätzende Erkundung. Ziel der AI ist es, den Blick auf vorhandene Stärken, Potentiale und das Positive innerhalb einer Gruppe, eines Teams zu richten, um ausgehend von einem positiven Selbstbild Veränderungsprozesse in die Wege zu leiten.

Appreciative Inquiry bedeutet die konsequenteste Abkehr vom defizitorientierten Vorgehen (Was ist das Problem? Was läuft schief? Wer ist schuld?) hin zu einer Ressourcen- und Lösungsorientierung (Was läuft gut? Weshalb? Wie können wir das noch weiter entwickeln bzw. auf andere Bereiche übertragen?). Während die Auseinandersetzung mit vergangenen Misserfolgen und Niederlagen demotiviert, setzen erzielte Erfolge, positive Erlebnisse und das Bewusstsein um die eigenen Ressourcen und Möglichkeiten ungeahnte Energien frei.

So funktioniert die Appreciative Inquiry

Im Rahmen einer Appreciative Inquiry durchlaufen die Teilnehmer:innen vier Phasen:

  • Discovery-Phase (Erkunden und Verstehen):
    Mithilfe der Interviews entdecken die Teilnehmer:innen die Juwelen in ihrer Organisation, in ihrer Gruppe, in ihrem Alltag und Arbeit usw.. Was waren erfolgreiche Momente? Wann konnte man sich einbringen? Wann hat etwas besonders gut funktioniert? Nach den Interviews werden die Ergebnisse, die Geschichten usw. in der Gesamtgruppe vorgestellt. Hierbei werden Gemeinsamkeiten sichtbar, Zusammenhänge deutlich und positive Rahmenbedingungen identifizierbar.
  • Dream-Phase (Visionieren):
    Die Juwelen werden nun zum fruchtbaren Boden, auf dem eine gemeinsame Zukunftsvision aufgebaut wird. Die entscheidende Frage ist hier: „Was könnte sein?“ Sie kann vor einem unterschiedlichen Zeithorizont gestellt werden: Was könnte morgen, in einem Monat, in einem Jahr oder in 20 Jahren sein? Dies ist von Fall zu Fall und von Thematik zu Thematik unterschiedlich. Die Methoden, die hier zum Einsatz kommen können, sind vielfältig. Es können Bilder gemalt, Modelle gebaut, Briefe geschrieben, Zeitungsberichte verfasst, kleine Sketche aufgeführt werden. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
  • Design-Phase (Gestalten):
    Nun werden die Zukunftsbilder in so genannte Zukunftsaussagen gegossen. Sie stellen das Verbindungsglied zwischen der gegenwärtigen Situation und der Zukunft, dem was sein soll, dar. Zukunftsaussagen sind in ihrem Anspruch hoch. Sie beschreiben ein Ideal, ein für alle anstrebbares Ziel. Aus diesem Grunde müssen sie sorgfältig formuliert sein. Dabei gelten folgende Grundsätze:
  1. In ihren Inhalten provozieren Zukunftsaussagen und gehen deutlich über den Status quo hinaus.
  2. Sie sind „geerdet“ bzw. „bodenständig“, was bedeutet, dass sie verwirklichbar sind. Sie knüpfen an erfolgreiche Beispiele der Vergangenheit an.
  3. Ihre Formulierung ist immer affirmativ. Sie treffen Aussagen, über das, was sein soll und nicht über das, was nicht mehr sein soll.
  4. Sie besitzen eine hohe Attraktivität für alle.
  5. Ihre Inhalte sind konkret und fassbar.
  6. Sie sind motivierend.
  7. Sie werden immer in der Gegenwartsform formuliert und vermitteln so den Eindruck des Erreichbaren.
  • Destiny (Umsetzen):
    In dieser letzten Phase schließlich werden konkrete Maßnahmen erarbeitet, die für die Umsetzung der Zukunftsaussagen erforderlich sind. Verbindlich wird dabei festgelegt, wer sich wo engagiert, wer welche Aufgaben übernimmt. Besondere Bedeutung kommt dabei auch der Veröffentlichung bzw. der Kommunikation der Ergebnisse zu. Schließlich muss gewährleistet werden, dass der positive Ansatz des AI-Prozesses in Zukunft fortgeführt wird.

Die Dauer der AI variiert sehr: abhängig von Konzeption, Gruppe und Anliegen.

Tipp

AI ist eine ausgesprochen partizipative Methode. Eine ehrliche und gleichberechtigte Beteiligung, wie sie die Methode anstrebt, setzt Offenheit und die Bereitschaft aller voraus. Möglichst alle Betroffenen sollen einbezogen werden. Für eine Schule bedeutet dies, dass auch Eltern, ehemalige Schüler:innen, Vertreter:innen von Ämtern und weiterführenden Schulen und Anwohner:innen in den Prozess einbezogen werden können.

Es ist von besonderer Bedeutung, dass die Teilnehmer:innen über die Methode informiert sind und ihren spezifischen Charakter nachvollzogen haben, denn oft scheitern AI-Prozesse daran, dass die Beteiligten sich nicht auf das Positive einlassen und im Mechanismus der „Defizit-Wahrnehmung- und Orientierung“ nach dem Muster „Aus Fehlern lernt man am besten!“ stecken bleiben.

Allgemeine Informationen

Dauer: 3 – 4 Stunden
Moderator: ja
Finanzieller Aufwand: keiner
Technischer Aufwand: gering