Der Rückgang von Biodiversität, die zunehmende Entwaldung und Wüstenbildung sind ernstzunehmende Themen, wenn es darum geht die Welt in eine nachhaltige Entwicklung zu lenken. SDG 15 hat die Absicht Landökosysteme zu schützen und wiederherzustellen sowie die Artenvielfalt zu erhalten. Um den Lernenden ihre Abhängigkeit von intakten Ökosystemen zu verdeutlichen, werden bei dieser Übung Methoden aus dem Systemdenken eingesetzt. Die Methoden verdeutlichen, wie die Teile eines Systems zusammenhängen und wie sich die Veränderungen bei einem Teil auf die anderen auswirken und in welcher Geschwindigkeit.
Die Lehrperson stellt „Biodiversität“, also die Vielfalt der Arten, Ökosysteme und Gene, als das Thema der Lehreinheit vor. Zunächst fragt die Lehrperson nach, was die Lernenden schon über den Begriff „Biodiversität“ wissen, und hält die Antworten auf der Tafel fest. Sobald es in der Runde ein Basiswissen von Biodiversität gibt, kann die erste Übung starten. Dafür werden Kleingruppen zu je vier bis fünf Personen gebildet. Jede Kleingruppe überlegt sich irgendein Lebewesen, das sie von der Erde verschwinden lassen würden, und notiert oder zeichnet es auf ein Papier in A3. Dazu notieren sie Antworten zu folgenden Fragestellungen:
- Was ändert sich, wenn es dieses Lebewesen plötzlich nicht mehr gibt?
- Wer oder was wäre vom Verschwinden dieses Lebewesens betroffen?
Nacheinander werden die Ergebnisse im Plenum erläutert. Um das Thema weiter zu vertiefen, wird eine zweite Methode angewendet.
Für diese Übung braucht es ausreichend Platz, sodass sich die Lernenden verteilen können. Vorab sucht sich jede Person heimlich und schweigend zwei Personen aus der Gruppe aus. Als Regel gilt, dass sich jede Person während des Spiels so bewegt, dass er:sie sich immer in der Mitte, zwischen den beiden ausgewählten Personen aufhält.
Auf ein Zeichen beginnen sich die Lernenden zu bewegen. Jede Bewegung löst viele weitere aus und das in einer aktiven, voneinander abhängigen Art. Alle müssen auf die beiden gewählten Personen achten und bereit sein, ständig zu reagieren. Der Prozess ist für die Lernenden zielbewusst, erwartungsvoll und mit Lachen und Bewegung verbunden. Das Tempo kann sich im Laufe des Spiels immer wieder ändern. Ziel der Übung ist, dass sich die Gruppe einem Gleichgewicht annähert und zum Stillstand kommt. Wenn dieses nicht zu Stande kommt, beendet die Lehrperson nach ca. fünf Minuten die Übung vorerst mit einem Kommando und alle Lernenden bleiben exakt dort stehen, wo sie sind.
Anschließend werden einige Fragen besprochen, z.B.:
- Was ist in dieser Übung passiert? Was hast du durch diese Übung erfahren?
- Was geschah, wenn du versucht hast, immer den gleichen Abstand zu deinen Ausgewählten zu haben?
- Was hast du für eine Strategie angewendet, um den Überblick zu bewahren?
- Was macht ein System aus?
Nun wird ein Systemzusammenbruch simuliert. Dazu stehen die Lernenden wieder verteilt und haben ihre beiden Auserwählten im Visier. Die Lehrperson gibt die Information, dass sie nun die Möglichkeit hat, einzelne Personen anzutippen, worauf diese sich hinhocken müssen. Wer hockt ist aus dem System gefallen. Alle Personen, die mit der ausgeschiedenen Person verlinkt waren, müssen sich ebenfalls hinhocken und so geht das immer weiter. Am Ende hocken alle, denn das System ist kollabiert.
Nach dem Zusammenbruch des Systems werden wieder einige Fragen diskutiert:
- Was ist passiert, als ein Element aus dem System entfernt wurde?
- Wie stabil oder instabil war das eben erlebte System?
- Wie schnell erfolgt der Zusammenbruch des Systems?
- Geschieht das in der Natur genauso, wenn beispielsweise eine Tier- oder Pflanzenart ausstirbt?
Um den Lernenden das Gefühl von Handlungsfähigkeit zu geben, kann in einem nächsten Durchgang die Übung wiederholt werden. Nur diesmal können Personen, die angetippt wurden und aus dem System zu fallen drohen, gerettet werden. Dafür muss jemand zur Hilfe eilen und zwar bevor die Person in die Knie geht. Die Lehrperson erwähnt bei diesem Durchgang, dass es sinnvoll ist, wenn sich angetippte Personen ganz langsam in die Hocke begeben, damit die anderen Zeit zu reagieren haben.
Zum Abschluss der Übung wird gemeinsam im Plenum reflektiert. Dazu kann sich die Lehrperson an folgenden Fragen orientieren:
- Was könnten Gründe sein, dass ein System nicht mehr funktioniert?
- Seid ihr als Klasse auch ein System?
- Was sind die Auswirkungen eines Systemzusammenbruchs?
- Kennst du Beispiele für Systeme, die zusammengebrochen sind?
- Wie könnte der Zusammenbruch eines Ökosystems aussehen?
- Was muss geschehen, dass Systeme nicht zusammenbrechen?
- Wieso ist das auch für uns Menschen wichtig?
Kompetenzorientierte Lernziele
Die Lernenden beachten Zusammenhänge.
Die Lernenden entwickeln ein Verständnis für Systeme.
Konnex zum Lehrplan
Weckung der Achtung vor Natur und Leben sowie des Bewusstseins der Verantwortung für die Folgen von Eingriffen in Ökosysteme
Positive wie negative Folgen menschlichen Wirkens sind hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Ökosysteme Wald und heimisches Gewässer zu analysieren und zu hinterfragen
Umweltprobleme, deren Ursache und Lösungsvorschläge sind zu erarbeiten
Quellen
Forum Umweltbildung im Umweltdachverband (2017): Unsere Welt unsere Zukunft. Lehrmaterialien für Kinder und Jugendliche zu den UN-Weltzielen. Wien: Eigenverlag.
Die Methode „Alles ist vernetzt“ basiert auf den Methoden „Was wäre wenn?“ und „Systemisches Dreieck“ aus „Methodenset. Biodiversität und Bewegung“. Umweltdachverband, 2013