Armut kann (fast) jede:n treffen und ist oft mit sozialer Ausgrenzung verbunden. Diese Methode beschäftigt sich mit dem Unterschied von „relativer Armut“ und „absoluter Armut“. Anhand von Videos nähern sich die Lernenden diesen Begrifflichkeiten und setzen sich mit dieser Thematik auseinander sowie mit anderen SDGs, welche im Zusammenhang mit Armut stehen. Diese Übung eignet sich als Ergänzung zu „Kein Dach über meinem Kopf“, kann aber auch unabhängig davon mit den Lernenden gemacht werden.
Die Lernenden sehen sich das Video „Was ist relative, was absolute Armut?“ oder das etwas komplexere Video „Was ist Armut? Wie kann man Armut reduzieren?“ an.
- Erklärvideo der Nationalen Armutskonferenz und der Caritas Deutschland für Kinder und Jugendliche „Was ist relative, was absolute Armut?“ (3:39 Minuten) mit Bezug auf Länder wie Deutschland oder Österreich
- Erklärvideo des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Deutschland) „Was ist Armut? Wie kann man Armut reduzieren?“ (5:25 Minuten), das auch die Zusammenhänge zu den SDGs 3, 4, 8 und 13 erläutert
Danach wird die Gruppe – je nach Anzahl der Lernenden – in mehrere Kleingruppen zu je max. fünf Lernenden unterteilt. Jede Kleingruppe erhält ein Flipchart-Papier und reichlich Ölkreiden sowie Flipchart-Marker. Die Lehrperson liest die auf der Tafel oder dem Flipchart notierten Fragen vor. Lernende, die das Erklärvideo „Was ist relative, was absolute Armut?“ gesehen haben, könnten z.B. folgende Fragen behandeln:
- Was bedeutet „relative Armut“, was „absolute Armut“ (auch als extreme Armut bezeichnet)? Fallen dir Beispiele dazu ein?
- Gibt es in Österreich Armut überhaupt?
- Was könnten die Gründe sein, was die Auswirkungen? Fallen dir andere Dinge ein, die sich Menschen, die „relativ arm“ sind, nicht so einfach leisten können?
- Was könnte „working poor“ bedeuten?
- Was könnte ein „Sozialmarkt“ sein?
Lernende, die das etwas komplexere Video „Was ist Armut? Wie kann man Armut reduzieren?“ angesehen haben, könnten z. B. folgende Fragen behandeln:
- Was bedeutet „relative“ Armut, wer gilt als „extrem arm“? Fallen dir Beispiele dazu ein?
- Gibt es in Österreich Armut überhaupt?
- Was könnten die Gründe sein, was die Auswirkungen?
- Wie ist es im Fall von Anna?
- Was ist die Agenda 2030?
- Viele der Nachhaltigkeitsziele haben einen direkten Zusammenhang. Im Film werden ein paar andere Ziele genannt, die stark mit dem Faktor Armut zusammenhängen. Welche sind das? Und welche Zusammenhänge gibt es zwischen ihnen und dem Faktor Armut?
Die Lernenden sehen sich das Video noch einmal an und tauschen sich anschließend in ihrer Kleingruppe über die Fragen aus, die – je nach Alter und verfügbarer Zeit – verändert oder ergänzt werden können. Sollten die Schüler:innen Schwierigkeiten haben, die Fragen zu beantworten, können sie jederzeit das Erzählvideo noch einmal ansehen oder die Website der Armutskonferenz sowie offizielle Seiten zu den Nachhaltigkeitszielen zu Rate ziehen. Die Ergebnisse der Lernenden werden auf dem Flipchart-Papier stichwortartig festgehalten. Es darf gezeichnet und richtig bunt werden!
Die Einheit wird mit einer Reflexionsrunde beendet. Die Lehrperson bittet die Lernenden der Reihe nach die drei folgenden Fragen zu beantworten.
- Was hat dich überrascht?
- Was hat dich schockiert?
- Was nimmst du dir mit? (im Sinne von: das merke ich mir bestimmt!)
Variante: Die Lehrperson unterteilt die Klasse bereits zu Beginn in zwei Gruppen, die jeweils einen der beiden Filme ansehen. Danach wird die Unterteilung in die Kleingruppen vorgenommen, alles Weitere verläuft wie oben beschrieben – mit dem einen Unterschied, dass die Lernenden nur jeweils einen der beiden Filme, die im Anschluss besprochen werden, kennen. Der Austausch im Plenum ist nun vermutlich abwechslungsreicher, benötigt aber etwas mehr Zeit.
Immer wieder wird behauptet, dass man an Armut selbst schuld ist und mit Werbeslogans wie „Geiz ist geil“ wird viel Geld gemacht. Ziel dieser Folgeübung, die sich besonders gut für den fächerübergreifenden Unterricht eignet, ist aufzuzeigen, dass Solidarität anziehender ist als Geiz und Egoismus und dass Armut (fast) jede:n von uns treffen kann. Die Lernenden, die sich bereits länger mit dem Thema beschäftigt haben, organisieren einen „Tag der Armut“ an ihrer Schule. Sie gestalten Plakate mit Infoboxen und Grafiken, aber auch – je nach Interesse, Alter und Unterrichtsfach – Fotos, Bilder, Collagen, Comics oder auch einen Radiobeitrag bzw. einen Film mit echten oder gestellten Interviews zum Thema und zum Slogan „Geiz ist geil!“. Es wird eine Ausstellung gestaltet, die von anderen Klassen und Eltern besucht werden kann. Wenn erwünscht, können auch Expert:innen von der Armutskonferenz, der Caritas oder ähnlichen Organisationen eingeladen werden, die vor Ort von den am Projekt beteiligten Lernenden interviewt werden.
Kompetenzorientierte Lernziele
Die Lernenden sind in der Lage, sich mit Ursachen, Formen und Konsequenzen von Armut auseinanderzusetzen.
Die Lernenden sind in der Lage zu erkennen, dass Armut jeden treffen kann.
Die Lernenden sind in der Lage, Empathie und Solidarität zu empfinden.
Konnex zum Lehrplan
Erkennen, dass die Verteilung der Bevölkerung auf der Erde ungleichmäßig ist und dass es Gunst- und Ungunsträume gibt
Darstellung menschlichen Lebens und Wirtschaftens
Aufzeigen von Gleichartigkeiten und Unterschieden
Quellen
Forum Umweltbildung im Umweltdachverband (2017): Unsere Welt unsere Zukunft. Lehrmaterialien für Kinder und Jugendliche zu den UN-Weltzielen. Wien: Eigenverlag.