Gruppenfoto bei der BNE Sommerakademie 2024
© Petra Permesser

Bunt und fröhlich startete die 20. BNE-Sommerakademie des Forum Umweltbildung unter dem Titel „Wandel:Fähigkeit – Transformative Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ Mitte August 2024 in Hirschwang/Rax, Niederösterreich. Rund 100 Teilnehmer:innen waren bei der dreitägigen Weiterbildungsveranstaltung dabei.

20 Jahre Sommerakademie

Nach Begrüßungsworten von Geschäftsführerin Burgi Weiß nahmen die Moderatorinnen Doris Pleyer und Samira Weiss-Bouslama die Teilnehmer:innen zunächst auf eine Zeitreise durch 20 Jahre Sommerakademie mit. Die Zeitzeug:innen Birgit Karre und Peter Iwaniewicz erklärten die Entwicklung des Formats Sommerakademie von einer primär für Lehrpersonen zu Umweltbildung gedachten Fort- und Weiterbildung zur heutigen Veranstaltung im Sinn der BNE und der SDGs für ein breites Publikum aus Bildungsgestalter:innen und -interessierten.

Serafin Gröbner vom Klimaschutzministerium setzte die Sommerakademie in den Kontext der österreichischen Bemühungen zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs), bei dem Österreich zwar auf einem hohen Level gestartet sei, aber in den letzten Jahren nur kleine Umsetzungsschritte gemacht habe. Die Sommerakademie soll Teil der Bemühungen sein, Bildung für nachhaltige Entwicklung verstärkt in die Tiefe der Gesellschaft zu bringen, die Teilnehmer:innen sollen sich durch die Inner Development Goals als passende Ergänzung zu den SDGs inspirieren lassen, Spaß haben und ermutigt nach Hause fahren.

Einstieg in die Inner Development Goals mit Positiver Psychologie

Einen wesentlichen Beitrag zur Ermutigung übernahm Psychotherapeut und Sozialpädagoge Bertram Strolz mit einem Ernährungsprogramm für die Psyche. In seinem Vortrag „Dem Wandel begegnen. Resilienz und Zuversicht für herausfordernde Zeiten“ stellte er zunächst „Vitamine fürs Gehirn“ vor, nämlich Dopamin, Endorphin, Serotonin, Oxytocin und Endocannobinoide. Diese könnten z.B. durch Vorfreude auch auf kleine Dinge, Bewegung, Zufriedenheit und tragfähige Beziehungen im Körper produziert werden.

Ein Modell, wie wir Zuversicht und Wohlbefinden steigern könnten und resilienter würden, stecke im englischen Akronym PERMA. Die einzelnen Buchstaben stehen für Positive Emotionen, Engagement, Beziehungen (relationships), Sinn (meaning) und Zielerreichung (accomplishment). Wenn sich eine Person der eigenen Stärken bewusst sei, sich an etwas beteilige, das größer sei als man selbst, einen Sinn im eigenen Tun erkenne und selbst gesteckte Ziele erreiche, fühle man sich gut. Aus Gründen der Evolution ist der Mensch mit vielen negativen Grundemotionen wie Angst, Wut, Ekel und Trauer ausgestattet, Freude ist die einzige positive Emotion. Die müssten wir daher besonders kultivieren.

Wenn man sich psychisches Befinden auf einer Skala von Minus Zehn bis Plus Zehn vorstelle, könne man auf keinem der beiden Extreme lange bleiben. Im Minusbereich ginge es uns sehr schlecht, es entstünde aber auch Hoffnung. Psychisch gesund ist der Bereich zwischen Plus Fünf und Plus Sieben. Man kann dank der Neuroplastizität des Gehirns und der Wechselwirkungen von positiven Emotionen und körperlichem Wohlbefinden gleichzeitig für das eigene psychische Wohlergehen sorgen und mit gesellschaftlich komplexen Herausforderungen konstruktiv umgehen. Dieser zuversichtliche Blick in die Zukunft ist wesentlich, um gemeinsam eine Transformation für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

Bertram Strolz bei seinem Vortrag auf der BNE Sommerakademie 2024
© Petra Permesser

Diese von Bertram Strolz vermittelte positive Grundstimmung zog sich durch die gesamte weitere Veranstaltung und ermöglichte auch eine tiefere Auseinandersetzung mit den Inner Development Goals (IDGs). Ihre fünf Dimensionen Sein, Denken, Beziehung, Zusammenarbeit und Handeln sind gemeinsam eine Antwort, wie wir persönlich den Wandel mitgestalten und die SDGs umsetzen könnten. Die Teilnehmer:innen setzten sich unter Anleitung von Samira Weiss-Bouslama und Doris Pleyer persönlich und im Austausch mit anderen mit diesen inneren Zielen intensiver auseinander.

Vielfältiges Workshop- und buntes Rahmenprogramm

Ein Markt der Möglichkeiten rundete mit einem angeregten Austausch von Projekterfahrungen, Bildungsmaterialien und persönlichen Einsichten den ersten Sommerakademie-Tag ab. Der zweite Tag startete mit einer kurzen körperlichen Aktivierungsübung, in der ein gemeinsam gebildeter fiktiver Sonderzug zur Sommerakademie bestiegen wurde. Danach ging es in die Workshops, die thematisch an die fünf Dimensionen der Inner Development Goals angelehnt waren.

BNE Sommerakademie 2024
© Petra Permesser

Im Workshop „Achtsamkeit und die Inner Development Goals“ unternahm Claudia Pinkl mit den Teilnehmenden viele Übungen rund um Achtsamkeit. Bei der Duck Challenge bauten die Teilnehmer:innen aus sechs Legosteinen so viele Entchen wie möglich und übten so den Umgang mit Kreativität und Stress. Apropos Stress: Das Achtsamkeitsglas mit Glitzer, das die Teilnehmer:innen im Workshop für sich gestalteten, erinnert an eine große glitzernde Schneekugel und soll unterstützen, Monkey Brain („tu dies, tu das, mach jenes“) und Dino Gehirn („Fight, Flight or Freeze“) hinter sich zu lassen und in die Ruhe zu kommen.

David Röthler sorgte in seinen Workshops „Wege zu einem guten digitalen Leben für alle“ für Staunen und Bedenken. Neben dem Texten mit ChatGPT, dem sekundenschnellen Kreieren von Fotos mit Flux und dem Transkribieren von Audios mit Whisper konnte auch die Komposition eines Liedes zu Nachhaltigkeit mit Hilfe von Suno die Workshop-Teilnehmer:innen beeindrucken. Die künstliche Erstellung eines real wirkenden Videoavatars mit authentischer Stimme des Vortragenden, der Umgang von KI mit Datenschutz sowie die Beschleunigung der Arbeit, die durch KI möglich ist, sorgten für Bedenken und kritische Diskussionen. Die Fülle an Tools und die ständige Weiterentwicklung von Anwendungsmöglichkeiten machten insgesamt aber neugierig auf die Zukunft.

„WErde wieder wunderbar“ ist nicht nur ein Kinderbuch zum Anthropozän mit Sachinformationen zu Stoffkreisläufen auf der Erde, Zeichnungen, Grafiken und Comics, Anregungen zur Reflexion, Mitmachtipps, Merksätzen und Wortwolken, sondern auch ein Song und bildete den Kern der Workshops „WErde wieder wunderbar. Unsere Beziehung zur Welt mit Futures Literacy gestalten“ von Babette Lughammer, Carmen Sippl und Melanie Laibl. Im Buch werden neun Wünsche für das Anthropozän zu Boden, Wasser, Luft, Feuer, Licht, Schall, Pflanzen, Tiere und Menschen formuliert. Die Workshop-Teilnehmer:innen lernten einige der Wünsche genauer kennen, verkosteten z.B. Wasser (bzw. Dinosaurierpipi) aus unterschiedlichen österreichischen Orten, nahmen Bodenproben, lernten Marty, den außerirdischen Austauschschüler, kennen und erforschten mit ihm, was die Erde besonders macht. Sie schrieben Geschichten aus der Perspektive eines Steins oder eines Samens und erfuhren mehr darüber, wie man naturwissenschaftliche Fakten mit Fantasiegeschichten und Bildern verbinden kann, um (Volksschul-)Kindern Mut zu machen, der Erde „ein Pflaster aufzukleben“ und eine umweltfreundliche und faire Zukunft aktiv mitzugestalten.

Mit ihrem Workshop „Die Kraft des WIR! Vertiefende Ansätze und Methoden für sinnvolle Beteiligung, kraftvolle Entscheidungsfindungen und partizipatives Leadership“ zeigte Lisa Praeg den Teilnehmer:innen anschaulich, wie echte Beteiligungsprozesse gelingen können. Neben fundierten Hintergrundinfos konnten auch einige Tools für die partizipative Begleitung selbst erprobt werden. Klar ist eines geworden: Partizipation braucht Zeit und Energie. Zuallererst sind überall noch mehr ko-kreative Räume nötig, einerseits, um selbst einen spielerischen Zugang zum Erlernen solcher Prozesse zu bekommen und andererseits, um dies auch an die Lernenden weitergeben zu können. „Mir ist klar geworden, wie viele Beteiligungsprozesse eigentlich gar keine echten Beteiligungsprozesse sind.“ und „Für Partizipationsprozesse brauchen auch die Lehrenden klare Rahmenbedingungen. 50 Minuten Einheiten sind dafür definitiv zu kurz.“ sind nur zwei der vielen Take-Aways der Workshop-Teilnehmer:innen.

Kathrin Mörtelmaier und Karin Schneeweiss beschäftigten sich in ihrem Workshop „Mut mitzugestalten! – Ein Empowerment-Workshop zu den 17 SDGs“ mit den UN-Nachhaltigkeitszielen und der fünften Dimension der IDGs, dem „Handeln“. Nach einem fachlichen Input konnten die Teilnehmer:innen verschiedene Methoden selber ausprobieren und vom Erfahrungsaustausch untereinander profitieren. Besonders in Erinnerung geblieben sind die Entwicklung eines kreativen 30-Sekunden-Pitches zu verschiedenen Herausforderungen wie z.B. Fast Fashion sowie die Gestaltung von humoristischen Memes zu verschiedenen SDGs. In der gemeinsamen Diskussion wurde auch ersichtlich, wie eng alle SDGs miteinander vernetzt sind.

BNE Sommerakademie 2024
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Im Workshop “Big Bang! Wir sind alle Sternenstaub. Verknüpfung von Naturwissenschaften und körperlichem Ausdruck“ führte Victoria Primus die Teilnehmer:innen durch eine tänzerische Reise durch Zeit und Raum, in der sie lernten, einen Ausdruck für schwer fassbare Phänomene wie den „Big Bang“ zu finden. Dadurch könnten diese Themen körperlich und sinnlich nachempfunden und so ein innerlicher, emotionaler Zugang ermöglicht werden: Wie sind die Planeten und die Arten entstanden? Wie oft dreht sich der Jupiter um die Sonne und wie verhält er sich dabei? Wie weit ist die Erde vom Neptun entfernt? Gleichzeitig wurden dabei persönliche Fähigkeiten wie Achtsamkeit gegenüber sich selbst und den anderen und der Welt, der Umgang mit Nähe und Distanz und mit den eigenen Grenzen eingeübt.

Im Workshop „Out of the box. Künstlerisch-kreative Geschichten „mit Zukunft““ widmete sich Katharina Anzengruber dem Geschichtenerzählen als kreativer Strategie, dringliche gesellschaftsrelevante Themen von Nachhaltigkeit und Klimakrise zu behandeln. Während eines Spaziergangs durch den Park erzählten die Teilnehmer:innen einander in Kleingruppen persönliche Schlüsselerlebnisse bezüglich der Klimakrise. Aus diesen formten sie am Ende Gedichte, Collagen, Bilder und poetische Texte. Dazwischen lernten sie verschiedene Kulturvermittlungsprojekte in Schulen, Museen und dem öffentlichen Raum mit ihren Herausforderungen und Potentialen näher kennen, die alle von inter- und multidisziplinären Teams als Lern- und Experimentierräume für die kreative Gestaltung der Zukunft konzipiert worden waren.

Wer wollte, konnte am Abend des zweiten Tages bei „Des Nachts im Wald—ein poetisch-sinnliches Walderlebnis“ die Naturgeister und ihre Schätze erschmecken, ertasten und erfühlen sowie sich selbst in Dichtkunst und Gesang üben. Der kreative Start in den Tag am dritten und letzten Tag knüpfte daran an. Gestaltet wurden Naturgeister aus Knetmasse und Naturmaterialien, quasi als Reisesouvenir.

Naturgeister bei der BNE-Sommerakademie 2024
© Petra Permesser

Neue Erfahrungsräume und Ausblick

Katharina Anzengruber rundete mit ihrer Keynote „Gemeinsam Wandel gestalten. Inter- und transdisziplinäre Experimentierräume im Zeichen einer Kultur der Nachhaltigkeit“ die Sommerakademie ab. Dafür hatte sie ein Bildkartenset mit künstlerischen Motiven zu Nachhaltigkeit (z.B. mit einem bestickten Gingko-Blatt, einem Pianisten vor einem kalbenden Gletscher oder einem gestrickten Wetterbericht) mitgebracht. Künstlerische Zugänge können neue Erfahrungsräume öffnen, ein Sprachrohr für Emotionen sein, ein Denken „out of the box“ ermöglichen und neue Möglichkeits- und Gestaltungsräume schaffen. Dies führte Anzengruber mit Beispielen aus dem Projekt „Räume kultureller Demokratie“ näher aus. Ihr Fazit: „The arts cannot change the world but they can change people who might change the world.”

Wer heuer nicht dabei sein konnte, auch 2025 findet die BNE-Sommerakademie im August wieder statt. Ort und Thema werden in den nächste Monaten fixiert werden.

Bereits im November 2024 könnt ihr nochmals in die Inner Development Goals eintauchen, und zwar bei der BNE-Online-Akademie. Sie findet am 13. November 2024 von 14:00 bis 18:00 Uhr statt. Die Anmeldung zur BNE-Online-Akademie ist bereits möglich. Wir freuen uns auf euch!

Fotogalerie zur BNE-Sommerakademie 2024 zum Durchblättern

Gruppenfoto 20 Jahre BNE-Sommerakademie
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